Auslandstagebuch
Alexandra Grübl arbeitet in Ecuador
18. Dezember 2012, 16:10 Uhr aktualisiert am 18. Dezember 2012, 16:10 Uhr
Alexandra Grübl aus Niederwinkling war von Januar bis April 2013 für drei Monate in Ecuador. Dort hat sie im Rahmen eines Medizinprojekts in einem städtischen Krankenhaus in Quito gearbeitet. In ihrem Auslandstagebuch bei Päpp könnt ihr mehr über ihre Zeit im fernen Ecuador erfahren.
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Ab in den Dschungel
Ich war im Dschungel! So richtig mit wilden Tieren, ohne Elektrizität und komplett abgeschieden von der Zivilisation. Und es war richtig, richtig toll!
Dafür machten wir uns zu sechst auf die 13-stündige Reise. Zwei Stunden davon waren wir sogar mit einem Kanu auf einem Fluss inmitten des Amazonas-Dschungels. Als wir endlich in der Guyacamayo-Ecolodge im Cuyabeno Naturreservat angekommen sind, gabs erst mal ein fantastisches Mittagessen. Traurig aber wahr: Für das beste Essen, das ich je in Ecuador bekommen habe, musste ich tatsächlich in den Dschungel reisen!
Auf unserer viertägigen Tour haben wir unglaublich viel erlebt und gesehen! Die Tier- und Pflanzenwelt an diesem bezaubernden Ort ist wirklich herrlich und unglaublich beeindruckend! Wir haben Schmetterlinge, viele verschiedene Vogel- und Papageienarten, Anacondas, Faultiere, Affen, Flussdelfine und sogar einen Kaiman gesehen. Oft gepaart mit traumhaften Sonnenuntergängen bei verschiedenen Dschungel-Lagunen.
Am Sonntag gings sofort nach dem Frühstück los zu einer dreistündigen Wanderung durch den Regenwald, welcher seinem Namen alle Ehre gemacht hat. Es hat in Strömen geschüttet! Ein Hoch auf die Erfinder von Gummistiefeln und Regenponchos! Die Wanderung hat Spaß gemacht, was vor allem an unserem tollen Guide lag, der ständig tolle Dinge und viele Tiere entdeckt hat. Wir durften uns sogar mit einer Liane durch den Dschungel schwingen und uns einmal fühlen, als wären wir Tarzan (oder Jane).
Die vier Tage im Dschungel haben mir wirklich einen Einblick in die Welt auf diesem wunderbaren Stück Erde gegeben! Natürlich habe ich nicht alles gesehen, aber ich bin nach wie vor unglaublich beeindruckt und glücklich darüber, die Möglichkeit gehabt zu haben, dorthin zu kommen! Der Blick auf die Welt und die Geschehnisse des Alltags verändert sich, wenn man einmal so "primitiv" und abgeschieden gelebt hat!
Denn wenn Handy, Facebook & Co. so weit weg sind, besinnt man sich erst auf die wichtigen Dinge im Leben!
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Halbzeit in Ecuador
Sechs Wochen bin ich nun schon hier. Sechs Wochen ohne a Schweinas mit Knödl, ohne Brezen, Käsestangen und ohne Nutella. Aber vor allem sechs Wochen ohne meine Familie, meine Freunde, mein gewohntes Umfeld und ohne mein geliebtes Bayern.
Rückblickend ist die Zeit so unglaublich schnell vergangen und während ich mir anfangs dachte "Wäre doch zumindest schon mal die Hälfte rum...", denke ich jetzt "Oh mein Gott...ich hab jetzt nicht mal mehr die Hälfte und will doch noch so viel sehen!". Schon ziemlich verrückt, wie sich das verändert hat. Natürlich freue ich mich immer noch wieder auf daheim, aber mittlerweile hat mich einfach das Ecuador-Reisefieber gepackt!
Dieses Wochenende war ich in Baños, habe Rafting und Canoning (=Wasserfallklettern) gemacht und dabei wieder unglaubliche Adrenalinkicks bekommen. Einen 45-Meter-Wasserfall runterspringen hat schon was!
Man könnte also auch sagen: Sechs Wochen bin ich nun schon hier. Sechs Wochen voller neuer Kontakte und Erfahrungen, voller spannender und unglaublich beeindruckender Erlebnisse, voller neuer Speisen und voll mit Reisen durch mein mittlerweile geliebtes Ecuador.
"Todo es posible, pero nada es seguro!" (Alles ist moeglich, aber nichts sicher!) ist ein gern gesagter Spruch hier in Ecuador. Und es stimmt: Wenn man sich erst einmal auf das einlässt, was einen hier erwartet, dann ist so ziemlich alles möglich! Sogar das Überwinden von Heimweh!"
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Die ersten Tage im Krankenhaus
Am Montag hatte ich meinen ersten Arbeitstag im Krankenhaus. Anfangs war ich noch ziemlich nervös, weil ich weder wusste, was auf mich zukommt, auf welche Station ich eingeteilt werde und vor allem ob das mit Spanisch klappt.
Ich bin jetzt auf der Station für Gynäkologie und Neugeborene und fühle mich dort superwohl! Die Schwestern sind total nett und haben gleich gesagt, dass ich mir keine Sorgen machen soll wegen Spanisch, weil das mit der Zeit schon kommt. Und wenn man sich mit Händen, Mimik und Deuten verständigt, klappt doch alles ganz gut.
Am Morgen werden erst mal alle Mamas nach ihrem Befinden befragt, Infusionsnadeln gezogen oder durchgespült, Pflaster erneuert, etc. Danach werden dann die vielen Babies gebadet. Ich durfte sogar schon alleine einige Babies waschen und das ist wirklich total süß!
Danach ist immer nicht mehr so viel zu tun und ich rede dann immer mit Ärzten, den Schwestern und manchmal auch mit den Mamis. Die Schwestern sind total fürsorglich, fragen mich immer, ob alles ok ist, machen mir Tee oder Kaffee und geben mir was zu essen. Alle sind wirklich unglaublich nett und hilfsbereit. Ich heiße jetzt auch nicht mehr Alex, sondern "Alexita". Leute, die man mag, spricht man nämlich hier immer mit dieser Verniedlichungsform an. Und das obligatorische Küßchen auf die rechte Wange darf natürlich auch nie fehlen.
Ich durfte auch schon für zwei Tage auf die richtige Geburten- und Operationsstation und habe schon die Entfernung von Uterus und einem Geschwür und eine natürliche Geburt gesehen. Das war total beeindruckend, aber ehrlich gesagt kommt man ziemlich ins Überlegen, ob man wirklich mal eigene Kinder will, wenn man sowas sieht.
Mal sehen, was die nächsten Wochen noch alles auf mich zukommen wird und was ich noch alles zu sehen bekomme.
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Leben in Ecuador - Teil 2
"Carneval a la playa es loco!" (Auf deutsch: Karneval am Strand ist verrückt!) - Mit diesen Worten beschrieb unser Sprachlehrer das, was wir ein bisschen später am eigenen Leib erfahren sollten. Karneval an der ecuadorianischen Küste ist wirklich "loco"!
Am Freitagabend um 23.30 Uhr machten wir uns zu sechst auf den Weg, um nach einer fast siebenstündigen Busfahrt endlich Strandluft zu schnuppern und das verlängerte Wochenende zu feiern. Wir wohnten dann in einem kleinen Hotel in Atacames direkt gegenüber vom Strand mit seinen vielen Strandbars, der ultralauten Musik und einer Menschenmasse die dem Ballermann Konkurrenz macht. An Ruhe war also nicht zu denken, aber es verbindet wohl auch niemand Karneval in Südamerika mit Ruhe.
Tagsüber hieß es dann also am Strand liegen und das Rauschen des Meeres genießen, oder ein bisschen herumfahren, die Küstenstädte erkunden und Meeresfrüchte essen. Abends hingegen war dann täglich die absolute Party angesagt! Die Strandbars erwachten zum Leben, laute Salsa-Musik dröhnte aus sämtlichen verfügbaren Lautsprechern. Es wurde mit Schaumpistolen gespritzt, getanzt, getrunken und einfach das "ocio dulce" (Auf deutsch: das süße Nichtstun) genossen.
Man kann kaum beschreiben, wie frei man sich fühlt, wenn man nachts barfuß am Strand mit Ecuadorianern tanzt und feiert, im Meer plantscht, pitschnass eine flotte Salsa-Choreographie hinlegt und dann irgendwann um halb 5 Uhr morgens ins Bett fällt!
Man kann es genial, unvergesslich, atemberaubend oder fantastisch nennen. Oder eben einfach LOCO!
In diesem Sinne viele liebe Grüße ins kalte Deutschland!
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Leben in Ecuador - Teil 1
Endlich habe ich es geschafft: Auch wenn ich es nach 20 Stunden kaum mehr für möglich gehalten habe, bin ich letztendlich doch noch heil in Ecuador angekommen. Heil, aber gepäcklos. Voller Schock musste ich feststellen, dass mein Koffer nicht von Miami nach Quito transportiert wurde! Am Schalter von meiner Airline wurde mir dann versprochen, dass er einen Tag später ankommen würde, aber er ist nach 2 Tagen immer noch nicht da. Glücklicherweise hatte ich eine Jeans und frische Unterwäsche im Handgepäck, aber das war's dann auch schon... Sonst nur noch ein kleines Handtuch, Zahnbürste und Deo. Ich hoffe, dass mein Gepäck heute ankommt, weil ich würde wirklich gerne mal richtig duschen - mit großem Handtuch und eigenem Duschgel. Außerdem sehnt sich mein Körper nach frischen Klamotten. Hoffentlich wird alles gut!
Abgesehen vom Gepäck-Chaos ist es hier wirklich schön. Ecuador ist ein tolles Land mit sehr netten Leuten. Das Klima ist auch fantastisch: Wir haben circa 22 bis 25 Grad und ich muss mir von meinen Mitbewohnerinnen Sonnencreme ausleihen, um nicht total rot zu werden.
Wenn jetzt dann auch noch mein Gepäck ankommt, ist alles gut und ich werde etwas entspannen. Momentan habe ich durchaus Heimweh und vermisse Familie, Freunde und den gewohnten Tagesablauf. Aber das wird sich sicher bald ändern.
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Auf nach Ecuador!
Am Sonntag, 20. Januar, werde ich in das größte Abenteuer meines bisherigen Lebens starten: drei Monate Auslandsaufenthalt in Ecuador mit Spanischintensivkurs und Praktikum in einem städtischen Krankenhaus in Quito.
Während ich vor Vorfreude, Nervosität und Vorbereitungsstress innerlich zu zerplatzen drohe, befürchten meine Eltern das Schlimmste: Lehmhütten, weder fließend Wasser noch Strom, eine wilde und unzivilisierte Urbevölkerung, Krankheiten, Tod und Verderben. Und wenn man mal muss, geht man hinter einen Busch und wird von einer Schlange in den Po gebissen...
Ich versuche natürlich ruhig zu bleiben, aber die Geschichten über mutierte Galapagosschildkröten, die versuchen werden, mich zu fressen, machen mir dann doch ein bisschen Angst. Aber ich bleibe cool.
Bei all den möglichen Krankheiten und Gefahren, auf die ich zusteuere, sollte vielleicht erwähnt werden, dass ich als anerkannter Hypochonder natürlich im Ausnahmezustand bin. Vermutlich komme ich sowieso nicht wieder lebendig zurück. Aber dann habe ich vorher wenigstens etwas erlebt!
In diesem Sinne stürze ich mich jetzt auf weitere Vorbereitungen.
Muchos recuerdes de mi parte!