Eisregen und Glatteis haben am Dienstag für ziemliches Chaos auf Ostbayerns Straßen gesorgt. Die Polizei registrierte bisher über 300 Unfälle. Mittlerweile scheint sich die Lage aber zu beruhigen. Der Deutsche Wetterdienst hat am Nachmittag auch seine Unwetterwarnung für die Region aufgehoben.

Der Tag, an dem die Welt zu Eis erstarrte. Diesen Eindruck konnte man gewinnen, wenn man am Dienstagmorgen einen Blick nach draußen warf. Alles war von einer teils zentimeterdicken Eisschicht bedeckt, Fahrbahnen ebenso wie Gehsteige. Noch in der Nacht von Montag auf Dienstag sorgte der Eisregen dafür, dass es auf den Straßen Ostbayerns allenorts schepperte. Insgesamt verzeichnete das Polizeipräsidium Niederbayern im Laufe des Dienstags rund 160 witterungsbedingte Unfälle. Dabei wurden 16 Personen leicht verletzt. In der Oberpfalz waren es bis zum Mittag knapp 140 Unfälle, bei denen zehn Personen verletzt wurden.

Am heftigsten erwischte es die Landkreise Landshut, Dingolfing-Landau, Straubing-Bogen und Kelheim. Trotz des unbändigen Einsatzes der Winterdienste verwandelten sich die Straßen binnen Minuten zu Eisbahnen. Zahlreiche Verkehrsteilnehmer schlitterten durch die Gegend, rutschten gegen andere Fahrzeuge, Leitplanken oder Verkehrsschilder.

Auf der A93 kam es in der Nacht bei Hausen zu mehreren Unfällen. Auch hier glich die Fahrbahn einem Eiskanal. Die A93 musste deshalb kurzzeitig komplett gesperrt werden. Erst, nachdem die Fahrbahn durch den Winterdienst wiederholt gestreut wurde, konnte der Verkehr wieder freigegeben werden.

Ähnliches Bild auch auf der A3 bei Bogen. Dort schepperte es gegen 0.30 Uhr zwischen den Anschlussstellen Bogen und Straubing. Ein slowakischer Lkw-Fahrer hatte verkehrsbedingt abbremsen müssen, doch dieses Manöver endete in der Leitplanke. Verletzt wurde dabei niemand. Allerdings dauerte die Bergung des Lastwagens bis 2.10 Uhr. Bis dahin wurde auch hier die Autobahn gesperrt.

Gegen 11.30 Uhr kippte auf der A92 bei Altdorf ein mit Autoteilen beladener Lastwagen wegen der Glätte um und blockierte die Ausfahrt zur B299. Der Fahrer, ein 50-jähriger Tscheche, wurde dabei leicht verletzt.

Besonders auf den niederbayerischen Autobahnen war äußerste Vorsicht geboten. Immer wieder flogen hier ganze Eisplatten von fahrenden Lastwagen. So auch gegen 7 Uhr auf der A92 auf Höhe Landshut-Essenbach. Dort wurde ein Auto von einer Eisplatte getroffen, die von einem vorausfahrenden Lkw heruntergefallen war. Verletzt wurde dabei niemand.

Auch Winterdienste in Unfälle involviert

Auch die Winterdienste selbst waren nicht vor Unfällen geschützt. So rutschte am Dienstagmorgen ein Traktor bei Streuarbeiten in der Wittelsbacherhöhe in Straubing direkt in die Parkplatzschranke des dortigen Aquatherms. Der 45-jährige Fahrer blieb unverletzt. Auch am Spitaltor in Straubing dasselbe Szenario: Hier schlitterte ein Unimog gegen 5 Uhr morgens in ein geparktes Auto.

Mehr als 140 Unfälle über Nacht in der Oberpfalz

Auch die Oberpfalz wurde von der Blitzeis-Welle schwer getroffen: Bis zum Vormittag zählte das Polizeipräsidium Oberpfalz knapp 140 Unfälle. Insbesondere während der Berufsverkehrzeit zwischen 6 und 9 Uhr klingelten die Telefone fast pausenlos. Danach entspannte sich die Situation auf den Straßen aber merklich und pendelte sich auf "normales Niveau" ein. Am stärksten betroffen waren die Stadt und der Landkreis Regensburg. Hier kam es über 75 witterungsbedingten Einsätzen. In den meisten Fällen blieb es zum Glück bei Blechschäden.

Einen besonders tragischen Unfall erlitt ein Mann in Rieden (Kreis Amberg-Sulzbach). Er stürzte zu Fuß auf dem spiegelglatten Gehweg und rutschte just in dem Moment auf die Fahrbahn, als ein Räumfahrzeug vorbeifuhr. Der Mann wurde von dem Räumfahrzeug erfasst und schwer verletzt. Er schwebt jedoch nicht in Lebensgefahr.

Auch die Polizei blieb von Unfällen nicht verschont. In Regensburg machte sich ein hängengebliebenes Auto in der Marienbader Straße trotz angezogener Handbremse selbständig und rutschte direkt in ein Polizeiauto.

Busverkehr in Regensburg eingestellt - Gerichtsverhandlung vertagt

Der Regensburger Verkehrsverbund (RVV) hat inzwischen mitgeteilt, dass wegen des Glatteises alle Buslinien der RVV im Stadt- und Regionalbusverkehr eingestellt wurden. Zudem informierte die Stadt Regensburg darüber, dass alle städtischen Kinderhorte geschlossen bleiben und die städtische Müllabfuhr ihren Dienst wegen der aktuellen Verkehrssituation einstellen musste.

Selbst ein Gerichtsurteil musste am Dienstag in Regensburg vertagt werden. Dort hatte ursprünglich einen 27-jährigen US-Amerikaner sein Urteil erwartet. Er hatte im April 2016 Feuer im Haus seiner Ex-Freundin gelegt. Auf sein Urteil muss der 27-Jährige nun noch einige Tage warten. Wegen des Glatteises wurde der Verhandlungstermin auf voraussichtlich Ende Februar verschoben.

Den Hintergrund zu dem Gerichtsfall lesen Sie hier:

So geht es weiter mit dem Wetter

Die Unwetterwarnung des Deutschen Wetterdienstes für Ostbayern wurde bis 12 Uhr aufrechterhalten, mittlerweile aber aufgehoben. Im Laufe des Tages sollen auch die Niederschläge abklingen. Von Norden her kann die kältere Luft dazu führen, dass leichter Schneefall einsetzt. In der ersten Nachthälfte soll es dann trocken sein. Mit Blick auf die nächsten Tage prognostiziert der Deutsche Wetterdienst, dass die hochwinterliche Periode erst einmal vorbei ist. Die Polizei bittet aber nach wie vor um eine vorausschauende und den Witterungsverhältnissen angepasste Fahrweise. Denn sollte es in der Nacht erneut zu Niederschlägen kommen, muss wieder mit eisglatten Straßen gerechnet werden. Zudem könnte es auf Strecken, die durch Waldgebiete führen, zu Behinderungen wegen Eisbruch kommen.

Keine Schule

Wegen des Eischaos fiel am Dienstag an zahlreichen Schulen Ostbayerns der Unterricht aus. Außerdem ist der Betrieb an den Hochschulen in Ostbayern beeinträchtigt - an der Universität Passau, der Ostbayerischen Technischen Hochschule in Regensburg und an der Technischen Hochschule Deggendorf fallen Prüfungen und Vorlesungen aus, wie der Bayerische Rundfunk berichtet.

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Es geht aber auch anders, trotz Glatteis. Lukas aus Straubing lässt sich davon ganz und gar nicht die Laune verderben. Warum auch? Er hat am Dienstag schulfrei und in der Hofeinfahrt hat er plötzlich sein eigenes kleines Eisstadion, wie dieses Video zeigt.