Blaulicht
Nach der Bluttat vor dem Atrium: Landratsamt prüft Konsequenzen
9. Oktober 2015, 13:49 Uhr aktualisiert am 9. Oktober 2015, 13:49 Uhr
Die tödliche Messerstecherei vor dem Atrium und ihre Folgen. Während die Polizei nach wie vor nach Zeugen sucht, zieht man auf politischer Ebene Konsequenzen in Erwägung.
Es war die Nacht auf Sonntag, den 4. Oktober, als ein junger Mann mit gerade mal 24 Jahren vor der Diskothek sein Leben lassen musste - weil ein drei Jahre älterer Mann Rot sah. Seither befindet sich Dingolfing in Schockstarre. Wie konnte das passieren? Und vor allem: Schon wieder? Denn der tödliche Vorfall ist leider nicht der erste dieser Art in dieser Lokalität. In der Silvesternacht auf 2004 kam dort ein 19-jähriger Iraker ums Leben. Auch er wurde erstochen. Freilich, damals hieß die Disco noch Plaza und hatte andere Betreiber. Dennoch bleibt unterm Strich die traurige Bilanz von zwei Toten. Zwei zu viel. Der Ruf nach Konsequenzen wird lauter. Das blieb auch dem Landratsamt Dingolfing-Landau nicht verborgen. Dort prüft man etwaige Konsequenzen, um solchen Gewalttaten vorzubeugen. Denn egal, ob das Kind nun Plaza oder Atrium heißt, die beiden tödlichen Vorfälle haben zumindest einen gemeinsamen Nenner: ein gewisses gewaltbereites Klientel.
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"Im Grundsatz stimmt das schon", bestätigt Johann Kerscher, Pressesprecher des Landratsamtes Dingolfing-Landau. Er erinnert sich noch genau an den Vorfall vor knapp zwölf Jahren. Damals hatte das Landratsamt konsequent durchgegriffen. Zum einen setzte man durch, dass der Disco-Betreiber auch für die Sicherheit im Außenbereich zuständig ist. Sehr zum Unmut des damaligen Inhabers. Außerdem wurde die Sperrzeit verkürzt. "Und genau dafür haben wir damals in der Öffentlichkeit massiv Prügel kassiert. Es gab regelrechte Hetzkampagnen gegen uns, wir wurden als Spaßbremsen betitelt", erinnert sich Kerscher, der die damaligen Maßnahmen heute mehr denn je als richtig erachtet. Kerscher: "In der Folge hatte sich die Situation damals entspannt." Daraus resultierend wurde die Sperrzeitverkürzung wieder gelockert.
Eine Entscheidung, die man freilich nicht ursächlich für den aktuellen Fall machen kann. Trotzdem hat man auch im Landratsamt die Zeichen der Zeit erkannt und denkt darüber nach, strengere Seiten aufzuziehen. "Wir machen uns da natürlich unsere Gedanken, aber jetzt lassen wir erstmal die Polizei ihre Ermittlungen abschließen und dann können wir handeln", so Kerscher. Unabhängig davon, wie diese Konsequenzen dann aussehen werden, eines ist auch klar: man kann das Risiko lediglich minimieren, so eine schreckliche Tat aber nicht verhindern. "Das kann man leider nie", gibt auch Dingolfings 1. Bürgermeister Josef Pellkofer zu Bedenken. Auch den Rathauschef beschäftigt dieser neuerliche tödliche Vorfall natürlich. Pellkofer: "Das ist für die Familienangehörigen und alle Betroffenen eine Tragödie. Man nimmt das erschüttert zur Kenntnis." Auch er verweist darauf, die Polizei jetzt erst einmal ihre Arbeit machen zu lassen.
Und die wendet sich am Freitag nochmals mit einem Zeugenaufruf an die Öffentlichkeit. Explizit werden fünf junge Personen gesucht, die den Tatverdächtigen nach derzeitigem Kenntnisstand kurz vor der Tat, bzw. den eigentlichen Vorfall beim Verlassen der Disco beobachtet haben. Bei diesen fünf Zeugen handelt es sich um vier Männer und eine Frau. Sie werden wie folgt beschrieben:
Die vier Männer waren allesamt schlank und dunkelhaarig, bzw. hatte einer von ihnen eine Glatze. Sie trugen helle Hemden oder T-Shirts und dunkle Hosen. Ihre weibliche Begleitung war schlank und hatte dunkle, lange Haare. Sie trug eine dunkle Jacke, einen Schal und eine Hose.
Diese fünf Zeugen werden dringend gebeten, sich bei der Kripo Landshut unter Telefon 0871/9252-0 zu melden.
Derweil geht der Disco-Betrieb im Atrium an diesem Wochenende weiter. Die Betreiber spenden jedoch das komplette Eintrittsgeld aller Gäste am Samstag einer Sammelaktion, um die letzte Reise des Verstorbenen in seine polnische Heimat zu ermöglichen.