Bayerische Kriminalstatistik 2017
Zahl der Straftaten stark gesunken - auch in der Region
28. März 2018, 15:12 Uhr aktualisiert am 2. April 2023, 23:32 Uhr
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann hat am Mittwoch in München die Bayerische Kriminalstatistik 2017 vorgestellt. Die Zahl der Straftaten ist im Vorjahr spürbar gesunken - was sich vor allem in Niederbayern bemerkbar macht. Eine Stadt aus unserer Region fiel dagegen negativ auf.
"Die Sicherheitslage in Bayern hat sich erneut deutlich verbessert und ist insgesamt ausgezeichnet", erklärte Herrmann. "Wir hatten die niedrigste Kriminalitätsbelastung seit 30 Jahren." Gleichzeitig konnte die Bayerische Polizei die im bundesweiten Vergleich ohnehin schon hervorragende Aufklärungsquote weiter steigern. "Damit haben wir unseren Spitzenplatz bei der Inneren Sicherheit weiter gefestigt", betonte der Minister. "In Bayern leben, heißt sicherer leben!"
Laut Herrmann ging in Bayern die Zahl der Straftaten ohne ausländerrechtliche Delikte wie illegale Einreisen oder Verstöße gegen die Residenzpflicht 2017 um 4,6 Prozent auf 586.206 Straftaten zurück (2016: 614.520). Das ist der niedrigste Wert seit 1991. Miteingerechnet sind auch die versuchten Straftaten. "Die positive Straftatenentwicklung ist umso beachtlicher, als von 1991 bis 2017 die Einwohnerzahl in Bayern um rund 1,5 Millionen, also knapp 13 Prozent, zugenommen hat", hob der Minister hervor. Dazu kamen 43.306 Verstöße gegen das Ausländerrecht (2016: 267.953, -83,8 Prozent). Die um die rein ausländerrechtlichen Delikte bereinigte Häufigkeitszahl lag bei 4.533 Straftaten pro 100.000 Einwohner (2016: 4.785, -5,3 Prozent). Das bedeutet die niedrigste Kriminalitätsbelastung seit 1988. Die bereinigte Aufklärungsquote verbesserte sich um 0,7 Prozentpunkte auf 64,4 Prozent.
So sieht es in unserer Region aus
In Niederbayern ist diese Entwicklung besonders spürbar: Im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Niederbayern ging die Anzahl der Straftaten ohne ausländerrechtliche Delikte laut Statistik auf 3.562 Fälle pro 100.000 Einwohner zurück (-400 Delikte, -10,1 Prozent). Das ist der niedrigste Wert von allen bayerischen Polizeipräsidien. In der Oberpfalz sank die Häufigkeitszahl der Verbrechen im selben Zeitraum auf 4.039 Fälle (-104 Delikte, -2,5 Prozent) pro 100.000 Einwohner. Negativ fällt hier die Stadt Regensburg auf: Dort sank die Zahl der Verbrechen pro 100.000 Einwohner auf 8.617 Delikte. Das bedeutet zwar immer noch einen Rückgang um 3 Prozent, es ist allerdings im Vergleich mit anderen bayerischen Großstädten wie München (6.201), Ingolstadt (7.345) oder Augsburg (7.118) ein recht hoher Wert. Besonders positiv entwickelt hat sich dagegen die Stadt Landshut: Hier sank die Zahl der Verbrechen pro 100.000 Einwohner auf 7.667 Fälle. Das bedeutet im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang um satte 16,5 Prozent.
Wie Herrmann erläuterte, ist der Rückgang der Fallzahlen im Wesentlichen auf die Rückgänge in den Bereichen der Gewaltkriminalität (-702 Delikte, -3,3 Prozent), der Diebstahlsdelikte (-17.082 Delikte, -9,5 Prozent) und der Vermögens- und Fälschungsdelikte (-6.173 Delikte, -5,1 Prozent) zurückzuführen. Gleichzeitig gab es Anstiege beispielsweise bei Delikten mit dem Internet als wesentlichem Tatmittel (+961 Delikte, +3,9 Prozent), bei der Rauschgiftkriminalität (+1.885 Delikte, +3,8 Prozent) und bei Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung (+1.590 Delikte, +26,2 Prozent). Der starke Anstieg der Sexualdelikte sticht hierbei besonders ins Auge, er ist aber in erster Linie auf eine Änderung des Sexualstrafrechts vom November 2016 zurückzuführen, die sich nun zum ersten Mal in der Statistik niederschlägt.
Anteil nichtdeutscher Täter erneut angestiegen
Bei den um ausländerrechtliche Delikte bereinigten Straftaten waren im vergangenen Jahr von den insgesamt 265.883 registrierten Tatverdächtigen 173.088 Deutsche (-3,9 Prozent) und rund 92.795 Nichtdeutsche (-1,9 Prozent). Der Anteil der Nichtdeutschen an der Gesamtzahl der Tatverdächtigen ist um 0,5 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr gestiegen und liegt nun bei 34,9 Prozent. "Seit 2012 registrierten wir einen Anstieg um 9,5 Prozentpunkte", erklärte dazu der Minister. Nichtdeutsche hatten mit Stand 31.12.2016 einen Anteil von 12,1 Prozent an der bayerischen Bevölkerung.
Bei der Kriminalitätsentwicklung spielt nach Herrmanns Worten der steigende Anteil an tatverdächtigen Zuwanderern (Personen mit den Aufenthaltsgründen 'Asylbewerber', 'Duldung', 'Kontingent-/Bürgerkriegsflüchtling', 'Unerlaubt' oder 'International/national Schutzberechtigte und Asylberechtigte') eine wichtige Rolle. Im zurückliegenden Jahr wurden insgesamt 27.427 tatverdächtige Zuwanderer erfasst (+4,2 Prozent), die mindestens ein nicht-ausländerrechtliches Delikt begangen haben. Der Anteil der tatverdächtigen Zuwanderer an allen Tatverdächtigen lag bei 10,3 Prozent und damit 0,7 Prozentpunkte über dem Vorjahreswert. 2012 lag der Anteil noch bei 1,8 Prozent. Unter den tatverdächtigen Zuwanderern machten Syrer mit 16,2 Prozent die größte Gruppe aus, gefolgt von Afghanen mit 14,3 Prozent, Irakern mit 10,0 Prozent und nigerianischen Staatsangehörigen mit 8,1 Prozent.
Die einzelnen Kriminalitätsfelder im Detail
Im Bereich der Gewaltkriminalität gab es nach Herrmanns Darstellung 2017 einen Rückgang um 702 Delikte auf 20.399 Fälle (-3,3 Prozent). Mit einem Anteil von 81,1 Prozent stellten nach wie vor die gefährlichen und schweren Körperverletzungen den Schwerpunkt dar (2017: 16.551 Fälle, -4,2 Prozent). Die Aufklärungsquote verbesserte sich hier weiter um 0,6 Prozentpunkte auf 85,3 Prozent. Die Zahl der festgestellten Gewaltdelikte mit Zuwanderer als Tatverdächtige stieg um 7,5 Prozent auf 3.756 Fälle. Der überwiegende Anteil dieser Delikte wurde außerhalb der Asylbewerberunterkünfte begangen (57,6 Prozent). 2016 war das Verhältnis noch umgekehrt (41,7 Prozent außerhalb der Asylbewerberunterkünfte). Wie Herrmann weiter erläuterte, gab es rückläufige Fallzahlen innerhalb der Gewaltkriminalität bei den Raubdelikten (2017: 2.338 Delikte, -4,8 Prozent) und den vorsätzlichen Tötungen, Mord und Totschlag (2017: 392 Delikte, -9 Prozent). 317 (80,9 Prozent) der vorsätzlichen Tötungsdelikte waren Versuche.
Hoher Anstieg bei den Sexualstraftaten
Laut Herrmann gestiegen ist 2017 die Zahl der registrierten Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung (7.666 Delikte, + 26,2 Prozent). Der Tatverdächtigenanteil von nichtdeutschen Tatverdächtigen erhöhte sich von 29,3 Prozent (1.292 Tatverdächtige) auf 32,0 Prozent (1.741 Tatverdächtige). Ein Großteil dieses Anstiegs ist auf die Zunahme bei den tatverdächtigen Zuwanderern zurückzuführen. Ihr Anteil an allen Tatverdächtigen ist von 11,0 Prozent (2016: 483 Tatverdächtige) auf 15,0 Prozent (2017: 816 Tatverdächtige) gestiegen. "Ursächlich für den Anstieg der Gesamtzahl der Sexualstraftaten ist vor allem die umfangreiche Novellierung des Sexualstrafrechts vom November 2016, die sich nun erstmals in der Kriminalstatistik widerspiegelt", erläuterte der Minister. Der Effekt werde besonders bei der Zunahme der Fälle des Deliktsschlüssels 'Vergewaltigung und sexueller Nötigung beziehungsweise sexuelle Übergriffe' um 717 auf 1.627 Delikte deutlich (+78,8 Prozent). 541 Fälle seien hier auf den neuen Straftatbestand 'Sexueller Übergriff' zurückzuführen. Als weiteren Grund für die Zunahme der Fallzahlen nannte Herrmann, dass nun eine Vergewaltigung auch ohne Gewaltanwendung vorliegen kann, Stichwort 'Nein heißt Nein!'. Aufgrund dessen sei ein statistischer Vergleich mit den Vorjahren nicht möglich. "Um die rechtlichen Änderungen künftig in der Kriminalstatistik detailliert abzubilden, wurden bundesweit die entsprechenden Deliktsschlüssel und Erfassungsvorgaben angepasst, so dass eine statistische Vergleichbarkeit ab dem Berichtsjahr 2018 mit den Folgejahren möglich sein wird", kündigte Herrmann an. Dazu komme eine grundsätzliche Sensibilisierung der Bevölkerung, die auch eine erhöhte Anzeigebereitschaft bedingen könnte.
Einbruchsrisiko in Bayern besonders gering
Sehr erfreulich ist laut Herrmann der deutliche Rückgang der Diebstahlsdelikte auf 163.178 Fälle (-9,5 Prozent). Besonders positiv sei beispielsweise die Entwicklung im Bereich des Ladendiebstahls (- 2.077 Fälle, -5,9 Prozent) und des Diebstahls von Fahrrädern (- 1.577 Fälle, -5,5 Prozent). "Besonders freut mich, dass sich unsere intensiven Bemühungen zur Bekämpfung des Wohnungseinbruchsdiebstahls ausgezahlt haben", betonte der Minister. So ging 2017 die Zahl der Wohnungseinbrüche um 19,1 Prozent auf 6.045 Wohnungseinbrüche zurück, der niedrigste Wert seit fünf Jahren. Dabei blieb fast die Hälfte der Fälle (46,7 Prozent) im Versuchsstadium stecken. "Das Risiko, Opfer eines Wohnungseinbruchs zu werden, konnten wir damit weiter deutlich reduzieren", fasste Herrmann zusammen. Die Häufigkeitszahl für 2017 lag bei nur noch 47 Fällen pro 100.000 Einwohner. 2016 lag der Wert für Bayern noch bei 58, im bundesweiten Vergleich bereits das mit Abstand geringste Einbruchsrisiko (bundesweiter Durchschnitt 2016: 184). Gleichzeitig konnte die Bayerische Polizei die Aufklärungsquote um 2,3 Prozentpunkte auf 21,2 Prozent steigern. Einhergehend mit den sinkenden Fallzahlen lag die Schadenssumme bei Wohnungseinbrüchen bei 21,8 Millionen Euro, 27,1 Prozent unter dem Vorjahreswert. Der Innenminister führte diese hervorragenden Eckwerte vor allem auf die intensive Fahndungs- und Ermittlungsarbeit der Bayerischen Polizei zurück, die 2017 insgesamt 977 Wohnungseinbrecher identifizieren konnte. 51,7 Prozent der festgestellten Wohnungseinbrecher waren nichtdeutsche Tatverdächtige, vorwiegend aus Mittel- und Osteuropa.
Weitere Entwicklungen der Kriminalstatistik 2017 in Bayern können über www.innenministerium.bayern.de oder www.polizei.bayern.de/kriminalitaet/statistik. abgerufen werden.