Glückliches Bayern

Wissenschaftler untersuchen, wo und wie zufrieden die Menschen mit ihrem Leben sind

In Bayern geht's einem gut. Das bestätigt jetzt auch die Forschung.


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Die Lebenszufriedenheit in Bayern ist besonders hoch. (Symbolbild)

Von Klaus Sterzenbach

Für viele ist Bayern zwar das Paradies auf Erden, aber in Hamburg sind die Menschen noch glücklicher als im Freistaat. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest eine Untersuchung der Süddeutschen Klassenlotterie (SKL), die auch für 2024 ihren jährlichen „Glücksatlas“ erstellt hat. Es zeigt sich, dass für manche Bürger das Glas halb voll ist, während es andere als halb leer erkennen.


Ein glückliches Leben erreicht man, wenn man sich maßvoll und bescheiden an den schönen Dingen des Lebens erfreut - das war die Meinung des griechischen Philosophen Epikur. Weil Glück aber für jeden etwas anderes ist, haben die Wissenschaftler nach objektiven Gründen gesucht, die das subjektive Gefühl bestimmen. Betrachtet man nämlich nur die harten Fakten, dann müsste Bayern (7,23 Punkte) eigentlich auf Platz 1 im Ländervergleich stehen, aber da stehen die Hanseaten aus Hamburg (7,38 Punkte). Überhaupt „Glück“: Die Wissenschaftler meinen, man solle eher von „Zufriedenheit“ sprechen, weil der international gebrauchte Begriff „happiness“ eine falsche Fährte lege.


Glückliches Bayern


Die Lebenszufriedenheit in Bayern liegt seit Jahren konstant über dem gesamtdeutschen Durchschnitt, hier lässt es sich offenbar gut leben. Die Landkreise Dillingen an der Donau und Fürstenfeldbruck gehören sogar zu den Regionen, in denen der Anteil hochzufriedener Menschen besonders groß ist. Innerhalb des Freistaats liegt „Bayern Süd“ (7,24) nur ganz leicht vor Niederbayern (7,20), danach folgen die Oberpfalz (7,10) und Franken (7,06). Eine genaue Aufschlüsselung nach Landkreisen gibt es nicht, Städte werden erst ab einer Einwohnerzahl von 200000 untersucht.


Statistisch fällt auf, dass die Coronadelle landesweit quasi überwunden ist, der Unterschied zu 2019 ist kaum mehr messbar. In Bayern waren die Maßnahmen der Staatsregierung gegen die Pandemie besonders streng, entsprechend deutlich hatte die Zufriedenheit der Bewohner damals stark abgenommen.


Bayern sticht in mehreren Bereichen besonders hervor: Die Zufriedenheit mit dem Einkommen liegt klar über dem gesamtdeutschen Durchschnitt, die Kaufkraft der bayerischen Bevölkerung ist um 8 Prozent höher und auch das Bruttoinlandsprodukt liegt fast 9 Prozent über dem deutschen Schnitt. Die Wirtschaft wird als „stabil, aber wenig flexibel“ beschrieben, weil es zwar weniger Insolvenzen, aber gleichzeitig auch weniger Neugründungen gibt.


Auch in den Bereichen Familie und Arbeit punktet Bayern überdurchschnittlich und sorgt so für eine hohe Lebensqualität. Es gibt eine funktionierende Vereinsstruktur, einen stabilen Arbeitsmarkt und vergleichsweise wenig Kriminalität. Auch die Gesundheitsversorgung gilt als vorbildlich, was sich in einer entsprechend hohen Zufriedenheit äußert. Abstriche gibt es bei der öffentlichen Infrastruktur, die vor allem in ländlichen Teilen von Franken als „nur unzureichend ausgebaut“ bewertet wird. Das protestantisch geprägte Franken ist auch in anderen Bereichen eher durchschnittlich, während die überwiegend katholischen Regionen ganz vorne liegen.
Ob wirtschaftliche oder soziale Faktoren, in jedem einzelnen Bereich liegt Bayern im auf Platz 1 - aber die Summe ergibt trotzdem nur den zweiten Platz. Das bedeutet, dass die Bayern sich subjektiv nicht so glücklich sehen, wie sie objektiv eigentlich sein müssten, so Studienleiter Bernd Raffelhüschen von der Universität Freiburg. Umgekehrt ist das in Mecklenburg-Vorpommern: Nach objektiven Maßstäben dürften die Leute eigentlich nicht so unzufrieden sein, wie sie sich fühlen. Die schlechte Laune dort führt zum letzten Platz im Bundesvergleich.