Unfälle
Wieder mehr Verkehrstote in Bayern: Sorge um Radunfälle
20. Februar 2023, 11:36 Uhr aktualisiert am 20. Februar 2023, 13:11 Uhr
Die Zahl der Verkehrstoten und Verletzten bei Unfällen auf Bayerns Straßen hat wieder zugenommen. 519 Menschen - darunter 3 Kinder - starben bei Unfällen im Jahr 2022 und 61.781 Menschen wurden verletzt, wie Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Montag in Nürnberg mitteilte.
Abgesehen von den beiden Corona-Jahren 2020 und 2021 ist das laut Herrmann der niedrigste Stand bei der Zahl der Verkehrstoten in Bayern seit Beginn der Unfallaufzeichnungen vor mehr als 65 Jahren. In den beiden Corona-Jahren war die Zahl der Verkehrstoten und Verletzten wohl aufgrund eines geringen Verkehrsaufkommens deutlich zurückgegangen. 2021 lag die Zahl der Verkehrstoten (443) und der Verletzten (56.683) noch unter dem Niveau aus dem Vor-Corona-Jahr 2019 mit 541 Verkehrstoten und 67.079 Verletzten.
Die Zahl aller Verkehrsunfälle in Bayern im Jahr 2022 beläuft sich auf 375.700. Damit ist die Zahl der Unfälle nach einem deutlichen Rückgang im Jahr 2020 (345.411) erneut leicht gestiegen. 2019 hatte das Ministerium 416.611 Unfälle auf Bayerns Straßen verzeichnet.
Sorge bereitet dem Minister demnach die Entwicklung bei den Radunfällen. Der Radl-Boom gehe leider auch mit mehr Verkehrsunfällen einher, sagte Herrmann. Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Radunfälle mit 19.646 im Vergleich zum Jahr 2015 (15.405) um ein Viertel angestiegen. 18 296 Radfahrerinnen und Radfahrer wurden 2022 bei Unfällen verletzt (2021: 16.039). "Besorgniserregend" ist laut Herrmann zudem die Zahl der getöteten Radler im Freistaat. 84 Menschen wurden den Angaben zufolge 2022 bei Radunfällen getötet. Das sei die höchste Zahl an getöteten Radfahrern seit 2009 (97). Mehr als ein Drittel der Getöteten war dabei mit einem elektrisch betriebenen Pedelec unterwegs. "Die gefahrenen höheren Geschwindigkeiten führen offenkundig zu schwereren Verletzungen", sagte Herrmann.
Das Radfahren soll aus Sicht des Ministers deshalb sicherer werden. Dazu gehöre mehr gegenseitige Rücksichtnahme zwischen Autofahrern und Radfahrern und dass sich alle an die Verkehrsregeln halten. Die Bayerische Polizei werde bei Kontrollen verstärkt darauf achten.
Kritik kam angesichts dieser Zahlen von der Landesvorsitzenden des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) Bayern, Bernadette Felsch. Radfahren an sich sei nicht besonders gefährlich. Gefährlich seien die schlechten Rahmenbedingungen, teilte Felsch mit. Instandhaltung und der dringend nötige Ausbau des Radwegnetzes würden nicht mit der nötigen Ernsthaftigkeit verfolgt. "Zugleich nimmt der Kfz-Verkehr immer weiter zu und die Fahrzeuge werden immer größer und schwerer und damit für Radfahrende und Fußgängerinnen und Fußgänger gefährlicher."