München
Weniger Ausfälle, aber auch weniger Pünktlichkeit auf Bayerns Schienen
10. Oktober 2018, 12:49 Uhr aktualisiert am 2. April 2023, 20:32 Uhr
Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG), die im Auftrag des Freistaats den Regional- und S-Bahn-Verkehr in Bayern plant, finanziert und kontrolliert, hat die Qualitätsdokumentation für das Jahr 2017 veröffentlicht. Die Bilanz fällt gemischt aus.
Während es weniger Zugausfälle gibt und sich Service und Komfort verbessert haben, wirken sich unter anderem infrastrukturbedingte Störungen, zahlreiche Baumaßnahmen sowie Kapazitätsengpässe bei der Schieneninfrastruktur negativ auf die Pünktlichkeit aus. Verschlechtert hat sich auch die Quote der erreichten Anschlusszüge. "Wir freuen uns sehr über weitere Verbesserungen von Service und Komfort. Die rückläufige Pünktlichkeit aufgrund von Infrastrukturstörungen wird dagegen zunehmend zum Sorgenkind. Daher sind alle am Schienenpersonennahverkehr beteiligten Organisationen gefordert, die Engpässe ernst zu nehmen und intensiv an deren Behebung zu arbeiten", so Johann Niggl, Sprecher der Geschäftsführung der BEG.
Die Quote der ausgefallen Züge im bayerischen Regional- und S-Bahn-Verkehr lag im Jahr 2017 bei 1,9 Prozent und hat sich somit gegenüber dem Vorjahr (2,9 Prozent) reduziert. Auch bei den Qualitätskriterien, die allein im Verantwortungsbereich der Eisenbahnverkehrsunternehmen liegen, hat sich die Situation für die Fahrgäste verbessert. Dazu gehören zum Beispiel die Sauberkeit der Züge, die Fahrgastinformation und das Serviceniveau der Zugbegleiter: Im BEG-Qualitätsranking werden diese Kriterien zu einer Punktzahl auf einer Skala von -100 bis +100 zusammengefasst. 2017 wurde ein bayerischer Durchschnittswert von +34,14 Punkten erreicht, gut 9 Punkte mehr als 2016. Das ist das bislang beste Ergebnis seit Einführung des Qualitätsmesssystems im Jahr 2008.
Dagegen hat sich die gesamtbayerische Pünktlichkeitsquote verschlechtert. Sie lag im Jahr 2017 bei 92,8 Prozent, nach 93,3 Prozent im Vorjahr. Ebenfalls leicht verschlechtert hat sich die Quote der erreichten Anschlusszüge. Der bayernweite Gesamtwert sank von 96,7 Prozent im Jahr 2016 auf 96,5 Prozent im Jahr 2017.
Die Ursachen für mehr Verspätungen sind von Netz zu Netz verschieden. So gab es beispielsweise erhebliche Probleme beim Betriebsstart des Alex-Nord, mit Auswirkungen auf die Oberpfalzbahn. Bei der Bayerischen Oberlandbahn kam es zu massiven Fahrzeugstörungen und bei der S-Bahn München sorgten kontinuierlich zunehmende Infrastrukturstörungen in der zweiten Jahreshälfte für viele Verspätungen. Darüber hinaus haben sich aber auch einige übergreifende Einflüsse und Trends auf die bayernweite Pünktlichkeit ausgewirkt: Wie bereits in den Vorjahren war der bayerische SPNV im Jahr 2017 von einem hohen Bauvolumen betroffen. Auch die im Vergleich zu 2016 rückläufige Pünktlichkeit des Fernverkehrs ist in Form von Zugfolgeverspätungen auf die Pünktlichkeit des Regionalverkehrs in Bayern durchgeschlagen. Zusätzlich nahmen die Verspätungen durch Fremdeinwirkungen (vor allem durch Personen im Gleis) und durch Behördeneinsätze zu (zum Beispiel durch Polizei und Notärzte).
Dass die Infrastruktur der limitierende Faktor für die Pünktlichkeit der Züge ist, zeigt sich an den großen Unterschieden zwischen den Netzen mit keinem beziehungsweise wenig Mischverkehr und Netzen, in denen eine hohe Dichte an parallel verkehrenden Fern-, Regional- und Güterzügen herrscht. Netze mit keinem oder wenig Mischverkehr schneiden bei der Pünktlichkeit sehr gut ab, zum Beispiel Bayerische Zugspitzbahn, Berchtesgadener Land Bahn, Kissinger Stern, Kneipp-Lechfeld-Bahn, Linienstern Mühldorf (SOB). Netze mit regem Mischverkehr verzeichnen dagegen relativ schlechte Pünktlichkeitswerte, zum Beispiel Main-Spessart-Express, Alex-Nord, München-Nürnberg-Express / Ringzug West, Donau-Isar-Express und Meridian.
Die gesamte Qualitätsdokumentation 2017 kann unter www.beg.bahnland-bayern.de heruntergeladen werden.