Wintereinbruch in Bayern

Welche Lehren die Bahn aus dem Schnee-Chaos 2023 gezogen hat


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Nach dem heftigen Wintereinbruch im Dezember 2023 kam es allein im Großraum München an 80 Stellen gleichzeitig zu Oberleitungsschäden mit Bäumen im Gleis. (Archivbild)

Von dpa

Tagelange Streckensperrungen, wochenlange Zugausfälle und verunsicherte Fahrgäste: Nach dem heftigen Wintereinbruch im Dezember 2023 in Bayern hat es die Bahn nur langsam geschafft, wieder einigermaßen fahrplanmäßig Züge durch den Freistaat fahren zu lassen. Im Landtag gelobte der damalige Bahn-Beauftragte für die Region Besserung.

Den ersten heftigeren Wintereinbruch in der Nacht zum Freitag überstand die Bahn - abgesehen von einigen Regionalzügen im Allgäu - ohne größere Störungen im bayerischen Streckennetz. Doch ist sie jetzt auch besser vorbereitet auf Tage mit deutlich mehr Schnee und Eis in Bayern?

Bei der Bahn betont man zwar, der Wintereinbruch im vergangenen Jahr sei ein "Extremwetterereignis mit Schneemengen jenseits aller Prognosen" gewesen. Dabei kämen "Mensch und Maschine an ihre Grenzen", sagte ein Bahnsprecher der Deutschen Presse-Agentur. "Dennoch haben wir Lehren aus dem vergangenen Winter gezogen und viele unserer Prozesse angepasst."

Damit die Gleise in Bayern besser von Schnee und Eis freigehalten werden, sollen sie in der Nacht öfter als bisher befahren werden. Zudem sind laut Bahn in der Region Bayern im Vergleich zum Dezember 2023 drei weitere Fahrzeuge mit Schneebesen einsatzbereit.

Auch bei der Koordination der Räumarbeiten habe die Bahn etwas verändert, sagte der Unternehmenssprecher. So sei das Netz rund um München in Bereiche mit festen Räumfahrzeugen unterteilt worden - um im Fall der Fälle dort schneller aktiv werden zu können. Außerdem sollen die Arbeitsstäbe für Räum- und Reparaturarbeiten schon bei weniger dramatischen Schnee-Vorhersagen als früher aktiviert werden.

Bei dem heftigen Wintereinbruch vor gut einem Jahr bereiteten nicht nur die verschneiten Strecken, sondern auch Frostschäden an den Zügen längerfristig Probleme - was die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG), die den Schienennahverkehr im Freistaat plant, finanziert und kontrolliert, im Nachgang scharf kritisierte.

Um Ausfälle in ähnlichem Ausmaß in diesem Winter möglichst zu verhindern, habe die Bahn die sogenannten Frostbereitschaften bei abgestellten Zügen intensiviert. Die Gleise zu Abstellplätzen und Reparaturwerken sollen zudem schneller geräumt werden als noch vor einem Jahr. Für die Kontrolle der Regionalzüge in Bayern selbst ist aber nicht ausschließlich die Bahn, sondern jeder einzelne Betreiber (zum Beispiel Arverio, Länderbahn und Bayerische Regiobahn) selbst zuständig.

Ein Sprecher der BEG sagte, die im bayerischen Nahverkehr aktiven Unternehmen hätten in dem Bereich nachgesteuert. "Damit konnte ein zentraler Kritikpunkt des vergangenen Winters behoben werden." Zudem seien in einigen wichtigen Werkstätten mehr Fachkräfte für Zug-Reparaturen verfügbar als im Dezember 2023.

Wer nach dem Wintereinbruch 2023 das Glück hatte, dennoch mit einem Zug am Zielbahnhof anzukommen, steckte dort teilweise am Bahnsteig im Schnee fest. Vor allem Fahrgästen mit eingeschränkter Mobilität oder mit kleinen Kindern bereiteten nicht geräumte Bahnhöfe Probleme.

Um Bahnsteige schneller begehbar zu machen, habe die Bahn die Winterdienstzentrale personell verstärkt, sagte der Unternehmenssprecher. In Spitzenzeiten kämen etwa 1.600 Räumkräfte an Bahnsteigen, Schienen und Weichen zum Einsatz. Zudem habe die Bahn rund 50 zusätzliche handgeführte Schneeschleudern angeschafft.

Eigentlich setze die Bahn schon seit 2018 mehr Mitarbeiter und Geld ein, um Bäume, Büsche und Sträucher an den Strecken zum Schutz vor Schnee- und Sturmschäden stärker zurückzuschneiden, sagte der Bahnsprecher. Allerdings stünden viele Bäume, die auf Gleise und Oberleitungen fallen könnten, auf Privatgrund - und dort seien die Eigentümer zuständig.

Man gehe aber davon aus, dass es wegen des Klimawandels künftig mehr Extremwetterereignisse geben werde, sagte der Bahnsprecher. Deshalb sei die Bahn mit der Staatsregierung in Kontakt, um Gesetzesänderungen zu erreichen - damit auch Bäume und Büsche, die auf Flächen stünden, die nicht der Bahn gehörten, leichter zurückgeschnitten werden könnten.


Dieser Artikel ist Teil eines automatisierten Angebots der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Er wird von der idowa-Redaktion nicht bearbeitet oder geprüft.