Bayern

Warten auf die Westtangente: Auf der Fürstenrieder Straße droht Dauerbaustelle

Die neue Trasse könnte sich lange verzögern. Auf der Fürstenrieder Straße droht eine Dauerbauerstelle. Die AZ kennt die Details.


Von Christina Hertel

München - Schon fünfmal hat Josef Mögele (SPD), der Chef des Laimer Bezirksausschusses, Wahlkampf mit dem gleichen Thema gemacht: der Tram-Westtangente, die vom Romanplatz bis zur Aidenbachstraße verlaufen soll.

30 Jahre ist der erste Wahlkampf inzwischen her - und Mögele hatte eigentlich gehofft, dass es beim nächsten Mal ein anderes Thema geben würde. Denn die Tram-Westtangente sollte in einem ersten Abschnitt vom Romanplatz bis zum Waldfriedhof Ende 2025 in Betrieb gehen. Nun zeichnet sich ab, dass daraus nichts wird. Die Fertigstellung der Tramtrasse könnte sich um Jahre verzögern - und im schlimmsten Fall sogar ganz platzen.

Es gibt zwei Knackpunkte: Zum einen muss die Trasse am Laimer Bahnhof unter den S-Bahn-Gleisen durch die "Umweltverbundröhre". Den Namen trägt sie deshalb, weil da einmal Fußgänger, Radfahrer und der öffentliche Nahverkehr durch sollen.

Die Kosten dieses Projekts trägt zwar größtenteils die Stadt, sie übernimmt 85,5 Millionen. Errichtet wird die Röhre aber von der Deutschen Bahn als ein Bestandteil der Zweiten S-Bahn-Strecke. Ursprünglich sahen Pläne vor, dass die autofreie Unterführung 2024 fertig ist. Die Stadt hätte dann damit beginnen können, in der Röhre Gleise zu verlegen und die Beleuchtung zu installieren.

Aus Dokumenten der Bahn, die der AZ vorliegen, geht hervor, dass sich das verzögert. Erst im Oktober 2025 kann die Bahn die Röhre ohne Einschränkungen an die Stadt übergeben. Also dann, wenn die Trasse eigentlich fast fertig sein sollte.

Um bis zu zwei Jahre könnte sich die Inbetriebnahme der Tram-Westtangente deshalb im schlimmsten Fall verzögern, schätzt der Verkehrsexperte der SPD-Nikolaus Gradl.

Er bezeichnet es als einen "Skandal", dass die Verzögerungen bei der Stammstrecke nun Auswirkungen auf ein Trambahn-Projekt der Stadt München haben. Die MVG sondiert gerade, eine Übergabe des Rohbaus zumindest teilweise doch schon früher möglich ist, erklärt deren Sprecher.

Allerdings ist die Eisenbahnbrücke in Laim nicht das einzige und vielleicht auch nicht das schlimmste Hindernis. Die Tram muss auf der Fürstenrieder Straße über eine Brücke, unter der die Lindauer Autobahn (A96) fährt. Diese Autobahnbrücke gehört einer Gesellschaft des Bundes.

Und es gibt große Unklarheiten über die Frage, wie genau die Brücke für den Trambetrieb ertüchtigt werden kann. Bis jetzt ging die Stadt davon aus, dass die Brücke teilweise abgebrochen wird und in der Mitte ein statisch unabhängiger Neubau eingesetzt wird, auf dem dann die Tram fährt. Doch offenbar ist diese Lösung für die Autobahngesellschaft keine Option mehr.

Laut MVG ist die favorisierte Lösung der Autobahngesellschaft nun, die Brücke komplett abzureisen, da in absehbarer Zeit ohnehin eine Sanierung ansteht. Die Stadtwerke und die Autobahn GmbH prüfen demnach "intensiv", wie die Maßnahme umgesetzt werden kann, um kurz aufeinanderfolgende Bauarbeiten und längere verkehrliche Einschränkungen zu vermeiden, schreibt deren Sprecher.

Belastbare Aussagen zu den Gesamtkosten, zur Kostenteilung und zur Dauer seien aber noch nicht möglich.

Ein kompletter Abriss könnte die Bauzeit um drei Jahre verzögern, schätzt Gradl. Er fordert deshalb, eine bessere Zusammenarbeit und einen Projektplan, der er es ermöglicht, Abschnitte der Tram möglichst schnell in Betrieb zu nehmen.

Bezirksausschuss-Chef Mögele ist von all diesen Nachrichten erschüttert. "Ich frage mich wirklich, was hat die Stadt die letzten 20 Jahre eigentlich gemacht."