Hinterbliebene
Spaenle: Höhere Entschädigung für Opfer von Olympia-Attentat
30. Juni 2022, 7:06 Uhr aktualisiert am 3. April 2023, 20:02 Uhr
Der Streit schwelt seit Jahrzehnten: Die Hinterbliebenen der Opfer des Olympia-Attentates von 1972 kämpfen um Akteneinsicht und mehr Entschädigung. Unterstützung bekommen sie nun vom bayerischen Antisemitismusbeauftragten.
Der bayerische Antisemitismusbeauftragte Ludwig Spaenle (CSU) fordert höhere Entschädigungen für die Opfer des Olympia-Attentates im Jahr 1972. Die bisher geleisteten Summen stünden nicht in Relation zu den jahrzehntelangen, kostenintensiven Bemühungen der Betroffenen um Aufklärung, die sie privat aufgebracht hätten, schreibt Spaenle in einem Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. "Der 50. Jahrestag des Olympia-Attentats wird voraussichtlich die letzte Gelegenheit sein, mit einer Geste der Großzügigkeit die erlittenen Verluste der Angehörigen, ihre jahrelangen, häufig fruchtlosen Bemühungen um Gehör, um Anerkennung und Aufklärung wenigstens teilweise wieder gut zu machen."
Nach Angaben Spaenles zahlte die Bundesrepublik 1972 insgesamt 3,2 Millionen D-Mark Entschädigung, im Jahr 2002 gab es dann weitere 3,07 Millionen Euro vom Bund, vom Freistaat Bayern und der Stadt München.
Bei dem Attentat im September 1972 waren elf Mitglieder des israelischen Olympia-Teams, ein deutscher Polizist und fünf der Terroristen umgekommen. Die palästinensischen Terroristen hatten in der Team-Unterkunft der Israelis Geiseln genommen. Später verlagerte sich das Geschehen auf den Militärflugplatz Fürstenfeldbruck. Der Einsatz der Polizei zur Befreiung der Geiseln ist umstritten. Kritiker werfen den Verantwortlichen für den Einsatz mehrere schwere Fehler und Pannen vor. Der Streit um die Aufarbeitung und vor allem die Entschädigung der Hinterbliebenen schwelt seit Jahrzehnten.
"Bis heute ist in Israel neben der Mordtat der Terroristen auch die dilettantische und letztlich tödliche Rettungsaktion der deutschen Sicherheitskräfte stark im öffentlichen Bewusstsein", schrieb Spaenle an Scholz. Von einer offenen Wunde sei dort vielfach die Rede. Im Umfeld des Jahrestages am 5. September "tut sich die womöglich letzte Chance auf, diese Wunde von deutscher Seite zu heilen".