Luxusneubau in der Altstadt

So wird der neue Königshof

Das Fünf-Sterne-Hotel am Stachus ist außen fast fertig - und verkauft. In einem Jahr residieren hier Gäste, die es sich leisten können. Auch rundum wird es teuer.


Spektakuläre Lobby mit Blick auf den Stachus: In dem tiefen Gebäudeeinschnitt wird sich der Empfangsbereich des Luxushotels befinden.

Spektakuläre Lobby mit Blick auf den Stachus: In dem tiefen Gebäudeeinschnitt wird sich der Empfangsbereich des Luxushotels befinden.

Von Nina Job

München - Markant steht er da, der neue Hotelbau am Karlsplatz. Die helle Fassade mit den vielen unregelmäßig angeordneten Fenstern wirkt eher zurückhaltend, doch der selbstbewusste Bau prägt schon jetzt das Areal. Sind erst mal die Gerüste verschwunden, wird sich das noch verstärken: Dann wird der vertikale Einschnitt sichtbar, den sich die spanischen Stararchitekten Fuensanta Nieto und Enrique Sobejano für die Fassade ausgedacht hatten.

In dem großen rechteckigen Loch in der Mitte soll künftig die Hotellobby sein. Von hier können die Gäste von oben auf das bunte Treiben auf dem belebten Stachus und in die gesamte Neuhauser Straße licken - und dabei Münchenluft schnuppern. Die Menschen werden im Freien stehen und sind doch geschützt vom Gebäude. Brüstungen aus Glas, so ist es auf Visualisierungen zu sehen, schützen vor dem Herunterfallen.

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So soll das fertige Fünf-Sterne-Hotel mal ausschauen: Im Erdgeschoss sind Luxusgeschäfte geplant. In derVisualisierung haben sie noch Fantasienamen - die aber stark bekannten Edelmarken ähneln.

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Der Neubau ist so gut wie fertig. Nun ist der Innenausbau dran. In einem Jahr soll alles fertig sein.

Ins Erdgeschoss sollen Geschäfte ziehen. Erste Gespräche mit potenziellen Mietern laufen bereits, teilte Nicole Inselkammer, Geschäftsführerin der Eigentümergesellschaft Inka Karlsplatz gestern mit. Namen nannte sie noch keine. Aber es ist davon auszugehen, dass hier Luxusmarken einziehen: Auf Darstellungen sind Boutiquen zu sehen, deren Namen stark an die hochpreisige Juwelierkette Tiffany und den italienischen Modekonzern Armani erinnern.

Außerdem sind im Erdgeschoss laut Inselkammer auch Wellnessflächen vorgesehen. Man wollte für so ein renommiertes Objekt in bester Lage und im Umfeld international tätiger Firmen ein internationales Publikum ansprechen. Die gesamte Innenstadt werde sich verändern und neu ausrichten, so Inselkammer. Sie ist davon überzeugt, dass sich neben Touristen und Laufkundschaft künftig mehr denn je "ein diverseres und kosmopolitisches Publikum" in der Innenstadt aufhalten wird.

Davon gehen viele aus, die die Entwicklungen in der Innenstadt verfolgen. Das neue Luxushotel im Herzen der Stadt ist erst der Anfang. Bald sollen der alte Karstadt und andere Gebäude zwischen Stachus und Hauptbahnhof abgerissen werden. Hier plant die Signa von Immobilien-Tycoon René Benko eine großflächige Neubebauung mit Büros und Gewerbe (AZ berichtete). Das Areal zwischen Stachus und Hauptbahnhof wird sein derzeit teils sehr schmuddliges Aussehen verlieren.

Auch die Neuhauser Straße samt Alter Akademie ist stark im Wandel, wo sich immer mehr große Firmen wie Pharmaunternehmen oder das Max-Planck-Institut mit vielen Mitarbeitern ansiedeln - und viel Kaufkraft in die City bringen.

Die Inka Karlsplatz GmbH - ein Unternehmen der Dr. Hans Inselkammer Firmengruppe - hat sich den Hotelneubau nun noch früher geschnappt. 2022 hatte sie das Hotel zunächst in einem sogenannten Asset-Deal nach Fertigstellung gekauft. Jetzt haben die Inselkammers die Luxusherberge von der Münchner Hotel-Dynastie Geisel mitsamt Projektgesellschaft gekauft: vor dem Beginn des Innenausbaus. Betrieben werden soll es künftig unter der Marke JS Marriott.

Die Geisel-Familie hatte den Königshof, der hier bis 2019 stand, seit 1938 im Besitz. Dann ließ sie ihn für den Neubau abreißen, um das neue Hotel zu bauen und selbst zu betreiben (AZ berichtete). Doch dann kam Corona - und die Familie verkaufte ihr Flaggschiff.

Die Inselkammers wollen die neue Luxusherberge zum "prägenden Gesicht der neuen Innenstadt" machen. "Mit dem Gesamterwerb eröffnen wir uns weitere Entwicklungsmöglichkeiten für die neue Nutzung und Gestaltung", so Nicole Inselkammer.

Fertig werden soll es im ersten Quartal 2024. Bei Marriott hieß es am Mittwoch, man rechne mit dem zweiten Quartal nächsten Jahres. So oder so: Viel Zeit bleibt nicht.