Festival
Puls-Open-Air abgebrochen: Besucher konsterniert
10. Juni 2022, 17:53 Uhr aktualisiert am 10. Juni 2022, 17:53 Uhr
Sie haben sich sicher lange voller Vorfreude auf dieses Wochenende in Oberbayern vorbereitet, sich freigenommen, Tickets gekauft, sind angereist, haben ihre Zelte aufgeschlagen und wollten - gerade auch nach zwei Jahren Corona-Zwangspause - eine gute Zeit mit tollen Bands erleben - doch bevor es am Freitag richtig losgehen sollte, ist alles schon wieder vorbei: Der Bayerische Rundfunk musste sein Puls-Open-Air auf Schloss Kaltenberg vorzeitig abbrechen.
"Nicht euer Ernst!", "Die Anreise aus Leipzig hat sich gelohnt", "Nie wieder Puls" - so und ähnlich reagieren Festivalbesucher am Freitagvormittag zunächst ungläubig auf den Instagram-Post des Musikfestivals, der mit dem Wort "Abbruch!" überschrieben ist. Der Grund: Der BR musste das Festival, das die Amont Gastro GmbH veranstaltet, abbrechen, weil nicht genug Sicherheitsleute zu Verfügung stehen.
Personallage sei gerade "extrem angespannt"
"Viele Fachkräfte, die früher bei solche Veranstaltungen gearbeitet haben, mussten aus der Not den Job wechseln", kommentierte dazu Sängerin Antje Schomaker, die am Samstag aufgetreten wäre. Ähnlich äußert sich eine BR-Sprecherin auf Anfrage. Der Veranstalter habe "die ganze Nacht mit Hochdruck" versucht, Ersatzkräfte zu finden - erfolglos. Die Personallage in der Veranstaltungsbranche sei "gerade extrem angespannt."
"Da die Sicherheit des Konzertbetriebs nicht weiter zu gewährleisten ist, dürfen die Veranstalter und der Medienpartner Puls vom Bayerischen Rundfunk dieses Sicherheitsrisiko nicht eingehen und das Festival kann nicht fortgeführt werden", teilte der BR mit. Die Entscheidung sei "auf Empfehlung von Sicherheitsbehörden wie Polizei und Feuerwehr und nach Rücksprache mit den Verantwortlichen der Gemeinde Geltendorf" gefallen. "Grund ist ein kurzfristiger Ausfall einer erheblichen Anzahl an Ordnungskräften während der laufenden Veranstaltung", hieß es in der Mitteilung. In der Nacht auf Freitag sei der Ordnungsdienst nicht in der Lage gewesen, "die bis zum Ende des Festivals nötige und vom Sicherheitskonzept vereinbarte Anzahl an Ordnungskräften zu stellen". Wie die BR-Sprecherin auf Nachfrage mitteilte, ging es bei dem Ausfall aber nicht um Coronainfektionen. Auf Instagram hieß es bei Puls, Personal sei "nicht aufgetaucht".
Rund 11.000 Besucher waren nach Angaben des Senders erwartet worden - laut BR zu viele für die bis dahin vorhandenen Sicherheitskräfte - , 4.000 von ihnen waren schon da. Das Festival, auf dem unter anderen "Casper" und "Von Wegen Lisbeth" auftreten sollten, war am Donnerstag mit einem Vorprogramm gestartet, richtig losgehen sollte es erst an diesem Freitag. Doch dazu kommt es nun nicht.
Rückerstattungen sollen zeitnah geklärt werden
Der BR bat die Besucher, "den Campingplatz kontrolliert zu verlassen" - beziehungsweise gar nicht erst anzureisen. Wie unsere Mediengruppe vor Ort erfuhr, herrschte unter den Besuchern zunächst Ratlosigkeit. "Die Stimmung ist nicht so gut, wir sind traurig und enttäuscht", schildert eine Münchnerin später am Telefon. Auch sie hätte es zunächst nicht glauben können, dass das Festival tatsächlich abgebrochen wird. Bis nachmittags um 16 Uhr hatten die Besucher Zeit, den Campingplatz zu räumen.
"Puls hat da richtig viel Mühe und Arbeit reingesteckt, das hat man gesehen. Umso trauriger ist es jetzt", findet die Studentin. Immerhin: Die Abreise sei - im Beisein von Polizisten - "super friedlich" verlaufen. Ein Festival-Besucher habe mit der Gitarre auf dem Zeltplatz musiziert, um für gute Laune zu sorgen. Was bleibt, ist ein geplatztes Musikhighlight, ein freies Wochenende und wegen des bargeldlosen Bezahlsystems voll aufgeladene Wertmarken. Alle Fragen rund um die Ticketerstattung sollten "so schnell wie möglich über relevanten Kanäle beantwortet" und "zeitnah geklärt" werden, so der BR.