Existenzsorgen
Protest-Aktion: Friseure lassen das Licht brennen
21. Januar 2021, 13:50 Uhr aktualisiert am 4. April 2023, 9:32 Uhr
Friseure kämpfen mit den Folgen der Corona-Krise. Viele von ihnen beklagen durch die wochenlange Zwangspause kräftige Umsatzeinbußen. Durch den zweiten Lockdown wird sogar eine Insolvenzwelle befürchtet. Am Freitag möchten die Friseure mit der 24-Stunden-Aktion "Lasst euer Licht an!" auf ihre schwierige Lage aufmerksam machen.
Den Friseuren in Bayern geht es schlecht, wie Stefan Griesbeck, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Donau-Wald im Gespräch mit idowa sagt. Nach wochenlanger Zwangspause im Mai durften Friseure ihre Salons wieder öffnen. Der Ansturm der Kunden war groß, er beruhigte sich aber auch wieder schnell. Mitte Dezember kam der Rückschlag. Die Bundesregierung kündigte einen erneuten Lockdown an und die Friseurbetriebe mussten wieder schließen. Voraussichtlich dürfen sie erst am 14. Februar wieder öffnen. Für viele Friseure kann das viel zu spät sein, sie bangen bereits jetzt um ihre Existenz. "Uns fehlen schon die Einnahmen von der Schließung im ersten Lockdown. Im Dezember ist uns das Weihnachtsgeschäft weggebrochen. Bis Mitte Februar erhalten wir weiterhin keine Einnahmen, müssen aber trotzdem für die Fixkosten aufkommen", sagt Günter Hartl, Obermeister der Friseur-Innung Deggendorf.
Friseurbetriebe können Fixkostenzuschüsse beantragen, die unter die Überbrückungshilfe III fallen. Für die Beantragung gibt es laut Griesbeck noch keine Formblätter. Es ist also unklar, wie hoch der Zuschuss letztendlich ausfallen wird. "Vielleicht gibt es auch gar kein Geld. Der fairste Umgang wäre, wenn die Regierung Friseure wie Gastronomen behandeln würde und sie 75 Prozent des Vergleichsumsatzes der betroffenen Monate im Jahr 2019 erhalten könnten", sagt Griesbeck.
Der Landesinnungsverband des bayerischen Friseurhandwerks möchte auf die prekäre Lage aufmerksam machen und ruft unter dem Motto "Lasst euer Licht an!" Inhaber von Friseursalons auf, in ihrem Geschäft von Freitag, 8 Uhr, bis Samstag, 8 Uhr, das Licht brennen zu lassen. "Die Aktion ist ein Aufschrei, weil es so wie bisher nicht mehr weitergehen kann. Friseure arbeiten unter strengen Hygieneregeln. Kein Friseur wurde bislang zum Hotspot", sagt Griesbeck. Durch die Aktion erhofft sich der Verband die Solidarität der Kunden. Hartl berichtet von unmoralischen Angeboten, die er als Inhaber zweier Salons zwar noch nicht erhalten hat, aber die zum Teil seine Kollegen erhalten haben. "Hygienekonzepte spielen in der Schwarzarbeit keine Rolle", sagt Griesbeck und weist auf den Fall in Nordrhein-Westfallen hin. Dort hielten sich 20 Personen in einem Keller auf, die sich zum Haareschneiden trafen. Die Polizei löste das Treffen auf. "Einige Kunden drohen auch, dass sie sich künftig einen anderen Salon suchen, wenn ihnen nicht gleich die Haare geschnitten werden." Das sei eine fatale Entwicklung in der Corona-Pandemie.