Schulen

Philologenverband sieht Volleinstellung kritisch


Eine Schülerin meldet sich im Unterricht.

Eine Schülerin meldet sich im Unterricht.

Von dpa

Volleinstellung - das Wort lässt viele Referendare wohl aufatmen. Wer gerade mit der Ausbildung zur Lehrkraft am Gymnasium fertig ist, braucht sich um ein Jobangebot nicht zu sorgen. Das wiederum ruft bei anderen Sorgenfalten hervor - weil es weitreichende Konsequenzen hat.

Es klingt erstmal nach einer guten Nachricht, hat aber eine Schattenseite: Nahezu sämtliche Absolventen des bayerischen Lehramtsstudiums für das Gymnasium bekommen zum Februar ein Stellenangebot des Freistaats. "Bei Betrachtung der absoluten Zahlen fällt jedoch auf, dass die hohe Einstellungsquote dem weiteren Rückgang der Absolventenzahlen geschuldet ist", erläuterte der bayerische Philologenverband (bpv) der Deutschen Presse-Agentur unter Berufung auf Zahlen des Kultusministeriums. Diese hätten sich in den zurückliegenden fünf Jahren von 712 auf 313 mehr als halbiert.

Die Folge der Volleinstellung in nahezu allen Fächerverbindungen: Es wird kein Puffer aufgebaut, dabei sind die Wartelisten ohnehin schon weitgehend leer. Und zugleich startet im Sommer die neue Oberstufe im neunjährigen Gymnasium mit der elften Jahrgangsstufe. "Allein dafür werden an den Gymnasien zukünftig 450 Planstellen mit Lehrkräften zu besetzen sein - zusätzlich zu den 1000 Stellen für das dreizehnte Schuljahr und zusätzlich zum normalen Bedarf aufgrund steigender Schülerzahlen und Pensionierungen", erläuterte der Verband der Gymnasiallehrkräfte.

Außerdem bedeute die Volleinstellung eine weitere Verschärfung der Situation für die kommunalen und privaten Schulen im Freistaat. Sie bekämen keine neuen Lehrkräfte mehr, obwohl der Freistaat auch für deren Ausbildung zuständig sei, kritisierte der Philologenverband.

An den Grund-, Mittel- und Förderschulen herrscht in Bayern seit längerem ein eklatanter Mangel an Lehrkräften. Nach Einschätzung des bpv droht dies künftig auch den Gymnasien. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte Mitte Januar als Wahlversprechen angekündigt, in der nächsten Legislaturperiode 6000 neue Lehrerstellen an Bayerns Schulen schaffen zu wollen. Dass er dafür auch Lehrkräfte aus anderen Bundesländern abwerben will, hatte breite Empörung ausgelöst. Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) wiederum möchte dem Lehrkräftemangel vor allem mit mehr Quereinsteigern begegnen.