Passauer Bischof gibt sich offen
Oster will queeren Kirchenmitarbeitern Ängste nehmen
15. Februar 2022, 18:28 Uhr aktualisiert am 15. Februar 2022, 18:28 Uhr
Der Passauer Bischof Stefan Oster hat eine Gesprächseinladung an alle Beschäftigten in seiner Diözese ausgesprochen, die in kirchenrechtlich irregulären Beziehungen leben und deshalb um ihren Job bangen. Er wolle mit ihnen einen Weg suchen, "wie sie angstfrei in unserem Bistum leben und arbeiten können", heißt es in einer nicht veröffentlichten Videobotschaft, die der Katholischen Nachrichten-Agentur (kna) vorliegt. Sie wurde nach Angaben der Bischöflichen Pressesprecherin vergangene Woche an alle Mitarbeitenden im Bistum und beim Diözesan-Caritasverband per Mail verschickt.
In dem etwa dreiminütigen Video zeigt sich der Passauer Bischof sehr bewegt von der Aktion "Out in Church" und der ARD-Dokumentation "Wie Gott uns schuf". Darin gaben sich im Januar 125 Kirchenmitarbeitende öffentlich als queer - also als Teil einer sexuellen Minderheit - zu erkennen. Seitdem mehren sich die Stimmen, die für eine Liberalisierung des kirchlichen Arbeitsrechts werben. Auch im Rahmen des katholischen Reformprojekts Synodaler Weg wurde der Ruf nach Veränderungen lauter.
Der Passauer Bischof betonte, er wolle keine Denunziationen und keine "Kultur der Angst" in der Kirche. Sicher gebe es Menschen im Bistum, die in Angst lebten, weil sie gegen Loyalitätspflichten verstoßen hätten, die mit ihrem kirchlichen Arbeitsverhältnis verbunden seien. "Ich denke an alle, die sich queer empfinden, auch an homosexuelle Priester, die es sicher auch gibt, an Menschen, die verheiratet sind und in einer neuen Partnerschaft leben", so Oster.
Am Montag hatten elf Generalvikare einen sofortigen Verzicht auf arbeitsrechtliche Konsequenzen für queere und wiederverheiratete Mitarbeitende gefordert. Die Bistümer Osnabrück und Essen kündigten an, dass die sexuelle Orientierung oder das Beziehungsleben ihrer Mitarbeitenden kein Kündigungsgrund mehr sein soll. Eine erste Garantieerklärung dieser Art hatte vergangene Woche der Würzburger Bischof Franz Jung abgegeben. Eine entsprechende Überarbeitung des kirchlichen Arbeitsrechts wurde für den Sommer in Aussicht gestellt.