Bayern
Neue Verkehrsstatistik: So gefährlich sind Münchens Straßen
27. Februar 2023, 18:29 Uhr aktualisiert am 27. Februar 2023, 18:29 Uhr
München - Auf Münchens Straßen sind im vergangenen Jahr laut der neuesten Verkehrsstatistik 22 Menschen ums Leben gekommen: neun Radler, drei Fußgänger, sechs Biker und vier Autofahrer.
Das Risiko, in München bei einem Verkehrsunfall ums Leben zu kommen, ist damit doppelt so hoch, als bei einem Gewaltverbrechen zu sterben, so das Präsidium. Vor allem für Senioren über 70 Jahren ist das Risiko besonders hoch.
Nach zwei Jahren pandemiebedingt sinkender Unfallzahlen sind im vergangenen Jahr wieder mehr Opfer im Straßenverkehr zu beklagen - das geht aus der gestern im Präsidium vorgestellten neuesten Verkehrsstatistik hervor. Knapp 47 000 Mal krachte es auf den Straßen in der Stadt und im Landkreis. Das ist laut Polizei eine Zunahme um 5,5 Prozent (2022: 46 913; 2021: 44 456).
Etwa 13 Prozent der Unfälle enden inzwischen mit Verletzten - das ist also etwa jeder achte Unfall. Die Zahl der Unfälle mit Opfern ist laut Präsidium um 10,1 Prozent gestiegen: 7368 Menschen wurden verletzt (2021: 6649). Die Zahl der Schwerverletzten sank dagegen leicht auf 695 Personen.
Besonders häufig wurden laut Verkehrsstatistik so genannte ungeschützte Personen verletzt, also Fußgänger, Radfahrer, Biker oder E-Scooter-Fahrer: 458 Personen.
Das heißt, vor allem diejenigen, die auf zwei Rädern in der Stadt unterwegs sind, leben gefährlich. Knapp 40 Prozent aller Verkehrstoten in München sind Radler oder Pedelec-Fahrer. Insgesamt 3473 Radler verunglückten im vergangenen Jahr (plus 8,2 %). 3110 wurden verletzt, davon 343 schwer. Neun starben, einer mehr als im Jahr davor. Besonders riskant für Radler sind Kreuzungen, weil sie andere Verkehrsteilnehmer beim Rechtsabbiegen leicht übersehen (16,2 % der Unfälle mit Personenschaden).
Bei rund einem Drittel der Unfälle (31 %) ist ausschließlich der Radler schuld, wenn es kracht. Ursachen sind laut Polizei Vorfahrtsmissachtungen, Geisterradler, die in falscher Richtung unterwegs sind, manchmal werden auch rote Ampeln schlicht ignoriert.
"Egoismus und Rücksichtslosigkeit greifen auch im Straßenverkehr leider immer weiter um sich", beklagte gestern Polizeivizepräsident Michael Dibowski, "und sind Ursache für viele und oft schwere Unfälle." Wichtig sei ein defensiver Fahrstil und auch die Bereitschaft, auch einmal auf sein Recht auf Vorfahrt zu verzichten, als später nach einem Unfall im Krankenhaus aufzuwachen.
Besonders stark zugenommen haben im vergangenen Jahr Unfälle mit Pedelecs. 2022: 337; 2021: 281: 2019:176. Die Polizei meldet ein Plus von knapp 20 Prozent.
296 Pedelec-Fahrer wurden verletzt. In 71 Fällen war der E-Radler ein Senior, also älter als 65 Jahre. Drei Pedelec-Fahrer starben, zwei von ihnen waren Senioren. Viele Radler und Pedelec-Fahrer tragen keinen Helm und erleiden deshalb oft schwere Kopfverletzungen.
Ein weiterer Risikofaktor ist das Tempo. Ein Mensch auf einem Pedelec schafft mühelos 25 km/h. Das unterschätzen die Fahrer aber auch die anderen Verkehrsteilnehmer.
E-Scooter, die es seit Sommer 2019 in München gibt, haben bereits nach nur drei Jahren einen Spitzenplatz in der Unfallstatistik erobert. Im Schnitt passieren pro Woche in München zehn Unfälle mit einem E-Scooter-Fahrer. Insgesamt 500 Unfälle registrierte die Polizei in 2022.
Knapp 20 Prozent der E-Roller-Fans waren angetrunken. Was auch an der Wiesn liegt, die 2022 nach zwei Jahren Pause wieder stattfand. Während der 16 Tage wurden 300 Betrunkene auf E-Scootern erwischt. Was für die betreffenden Personen teuer wird, da für sie die selben Promille-Grenzen gelten wie für Autofahrer.