Preisverleihung
Nach Kulturpreis-Eklat: Bayernwerk spendet Preisgeld für "dicht & ergreifend"
17. November 2023, 9:26 Uhr aktualisiert am 25. November 2023, 0:26 Uhr
In einer kurzen Erklärung bei der Preisverleihung in den Münchner Eisbachstudios erklärte Band-Mitglied Michael Huber, dass sie die für diesen Abend vorbereitete Rede nicht halten dürften. "Wir sind eine Band, die was zu sagen hat. Das durften wir hier nicht." Daraufhin lehnte das Trio aus dem Kreis Dingolfing-Landau den Preis ab und verließ die Bühne – jedoch nicht, ohne vorher auf ein Youtube-Video zu verweisen, das die Band noch am Abend veröffentlichte.
Video zum Thema:
Darin begründet Huber die Ablehnung damit, dass der Sponsor des Preises, die Bayernwerk AG mit Sitz in Regensburg, „auf Kosten der Bürger“ von hohen Strompreisen profitiere. Zudem sei es an sich „eine Form von Kunst“, dass sich die bayerische Staatsregierung finanziell gar nicht an dem Preis für förderungswürdige Künstler beteilige. "Wir bedanken uns ganz brav bei der Bayernwerk AG, deren Mutterkonzern Eon ihren Gewinn im letzten Geschäftsjahr auf magere 8,1 Milliarden Euro steigern konnte und dadurch in der Lage ist, uns hilfsbedürftige Künstler mit der horrenden Summe von 5.000 Euro für herausragende Verdienste im Kulturbereich unter die Arme zu greifen“, so Huber.
"Dicht & ergreifend" erklärten, dass sie das Preisgeld des Kulturpreises gerne an ein Kinderhilfsprojekt in Westafrika gespendet hätten. Weil man sie aber daran gehindert habe, ihre ironische Rede in München zu halten, spende man nun eben aus der Bandkasse an das Projekt. Eine für das Youtube-Video angefertigte Kopie des Bayerischen Kulturpreises versteigern die "Dichtis" zudem auf Ebay. Das Ziel seien weitere 5.000 Euro für das Kinderhilfsprojekt. Derzeit (Stand 17.11.2023, 16.30 Uhr) liegt das Gebot bereits bei 8.600 Euro.
Am Freitagnachmittag hat sich auch Bayernwerk per Mail zu dem Vorfall geäußert. Pressesprecher Maximilian Zängl schreibt darin, dass Bayernwerk die Entscheidung der Band respektiere, dass diese die Auszeichnung nicht angenommen habe. "Auch wenn wir verständlicherweise nicht alle Inhalte der Aktion teilen, unterstützen wir die Spendenaktion von dicht & ergreifend und werden das Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro ebenfalls für diesen Zweck spenden."
Zum von Bandmitglied Michael Huber angesprochenen Verbot der Bühnenaktion erklärt Zängl, dass sie sich aufgrund der Live-Übertragung in mehreren Lokalfernsehsendern an einen strengen, minutiösen Zeitrahmen hätten halten müssen. "Eine Verlängerung der Redezeit hätte dazu geführt, dass die Preisverleihung an den Sonderpreisträger nicht mehr im TV übertragen worden wäre. Dennoch halten wir fest: Die meiste Redezeit entfiel auf dicht & ergreifend. Die Band konnte ihre Position auf der Bühne offen und ausführlich schildern und wurde dabei nicht unterbrochen. Wir respektieren die Haltung und das Engagement von dicht & ergreifend, auch wenn wir an vielen Punkten anderer Meinung sind."
Das Video zur Preisverleihung finden Sie hier.
Der Kulturpreis Bayern besteht seit 1959, seit 2005 wird er jährlich von Bayernwerk in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Kunstministerium verliehen. Preisträger sind heuer die Autorin der Eberhofer-Krimis Rita Falk, der Chefdirigent der Bamberger Symphoniker, Jakub Hrusa, die deutsch-syrische Künstlerin Adidal Abou-Chamat sowie die Künstler und Kunstförderer Michaela und Bruno Wank.