Corona-Pandemie
Keppler empfiehlt Frühwarnsystem für neue Varianten
15. Januar 2023, 8:20 Uhr aktualisiert am 15. April 2023, 10:01 Uhr
Zur Früherkennung kommender Corona-Varianten hält der Münchner Virologe Oliver Keppler ein Frühwarn-Monitoring in Deutschland für sinnvoll und ausreichend.
Nicht sinnvoll ist aus Sicht des Wissenschaftlers dagegen eine Corona-Testpflicht an Flughäfen, wie sie jüngst für Einreisende aus China beschlossen wurde. "Das kann man machen, hilft aber nix; das geht eher in Richtung Aktionismus", sagte der Chef des Max von Pettenkofer-Instituts in München der Deutschen Presse-Agentur. "Ob eine neue Variante für die Immunität der deutschen Bevölkerung relevant sein wird, können wir nur mit einem mehrstufigen Monitoring-System erkennen."
Das von dem Virologen empfohlene System hat drei Bestandteile: Laboranalysen der Patientenabstriche in Universitätskliniken, das Monitoring von Atemwegsinfekten in Arztpraxen und Abwasseruntersuchungen. "Diese Art von Frühwarnsystem hat in Deutschland bisher Bayern am intensivsten eingeführt", sagte der Leiter der Virologie an der Münchner Ludwig Maximilians-Universität. "Der erste Arm ist, bei allen Patienten, die in Universitätskliniken kommen, Abstriche zu nehmen. So können wir abschätzen, wie viele Sars-CoV-2-Infektionen wir haben und welche Varianten zu einem Zeitpunkt zirkulieren."
Der zweite Arm ist nach Worten des Mediziners die sogenannte syndromische Überwachung. "Deutschlandweit nehmen etwa 500 Praxen bei Patienten mit Atemwegsinfekten Abstriche und schicken diese an die Landesgesundheitsbehörden", sagte Keppler. "Dann wissen wir, welcher Anteil auf Influenzaviren, RSV, Sars-CoV-2 oder andere Infektionserreger auf dieses Krankheitsbild entfällt."
Der dritte Arm des Frühwarnsystems ist das Abwassermonitoring. "Mit diesen drei komplementären Stufen der Infektionsüberwachung können wir rasch erkennen, ob es eine für unser Gesundheitssystem relevante Erreger-Entwicklung gibt, und dann angemessen reagieren."