Bayern
Keine kostenlosen Tests mehr: München hat sich ausgetestet
10. Januar 2023, 18:13 Uhr aktualisiert am 10. Januar 2023, 18:13 Uhr
Wenn in den vergangenen zweieinhalb Jahren der Verdacht bestand, dass einen das Corona-Virus erwischt hat, fühlte es sich oft an wie ein kleiner Lottogewinn, wenn man noch einen Online-Termin in einer der PCR-Teststationen bekam. War man infiziert oder nicht? Konnte man reisen, musste man sich isolieren, konnte das Kind in die Kita, in den Kindergarten oder in die Schule? Musste man ja wissen.
Das hat sich nun, fast drei Jahren nach Pandemiebeginn, geändert. Und zwar genau ins Gegenteil. Wer heute in München nach einem PCR- oder Schnelltest sucht, wird sehr schnell fündig. In den allermeisten Testzentren steht im zentralen Online-Terminkalender von corona-teststelle.de eine "9+". Sprich: Neun Termine und mehr. Die Wahrheit ist: Es sind ganz oft alle Termine frei.
Vorbei ist die Zeit des Anstehens. Auch ein spontaner Abstrich ohne Termin wäre derzeit kein Problem, wie etwa am Verkehrszentrum des Deutschen Museums nahe der Bavaria. Bei einem Besuch Mitte vergangener Woche standen und saßen etwa acht bis zehn Mitarbeiter - maskiert, teils in Schutzanzügen - in dem Raum neben dem Eingang zum Verkehrsmuseum. Testpersonen: keine. Doch Tests sind ja derzeit kaum nötig, außer ein Besuch im Pflegeheim oder im Krankenhaus steht an.
Da stellt sich die Frage: Wie geht es dann also weiter mit den Teststationen? Die AZ hat nachgefragt - und zwar erst einmal im städtischen Gesundheitsreferat. München betreibt gemäß der Vorgabe des Freistaats ein Testzentrum innerhalb der Stadt, nämlich am Marienplatz, wo einst Sport Münzinger seine Räume hatte.
Bis zum 5. Januar wurde dieses Testzentrum im Gasteig betrieben. Und geplant ist, dass der Standort Marienplatz in etwa acht Wochen vorerst schließt. Laut Gesundheitsreferat am 28. Februar. Zum 1. März endet die Zeit der kostenfreien Bürgertests gemäß der bundesdeutschen Testverordnung (TestV).
Das Gesundheitsreferat hat am Marienplatz kein eigenes Personal. Der Betrieb wurde an die Vitolus GmbH übertragen. Die Stadt bezahlt die Tests auch nicht. Abgerechnet wird über die Kassenärztliche Vereinigung Bayern (KVB). Der Freistaat zahlt laut Referat erst hinzu, wenn die KVB die Kosten der Tests nicht decken kann.
Zusätzlich zum Testzentrum der Stadt am Marienplatz sind derzeit etwa 160 Teststationen aktiv. Sie werden alle von privaten Anbietern betrieben, darunter sind auch Apotheken. Werden also die privaten Testzentren auch dem Beispiel des kommunalen Testzentrums der Stadt folgen und Ende Februar schließen?
Die Antwort nach mehreren Stichproben: Es ist unklar. Wahrscheinlich wird sich das Testangebot ausdünnen. Denn es herrscht eine sehr unterschiedliche Test-Nachfrage.
Dort, wo ein Krankenhaus oder eine Pflegeeinrichtung in der Nähe ist, wollen sich relativ viele Münchner weiterhin testen lassen. Aber an Orten wie dem Verkehrsmuseum ist die Nachfrage eben sehr gering.
Vorgaben, ob mehr oder weniger Testzentren betrieben werden, müssten aus dem Bundesministerium für Gesundheit kommen. Beschlüsse wurden hierzu noch keine gefasst.
Pharmazeut Florian Sauer sieht es gelassen. Seine Apotheke im Franziskanerhof bietet auch den "Poc-Nat-Test" an, einen 30-Minuten-Schnelltest, der dem PCR-Test fast ebenbürtig ist.
"Zu uns kommen täglich bis zu 15 Personen, die einen Besuch im Krankenhaus planen oder zu einer Prüfung ins Goethe-Institut müssen", sagt er. Für beides brauche man einen Corona-Negativ-Test. Daher werde seine Apotheke das Angebot auch nach dem 1. März beibehalten.
Das dürfte bei eigens eröffneten Testzentren anders sein. Viele von ihnen könnten schließen, wenn die Tests ab März nicht mehr kostenfrei sind.
HORIZONTALE LINIE
Kreis der Berechtigten:
Bis 28. Februar haben unter anderem folgende Gruppen das Anrecht auf den kostenfreien Corona-Bürgertest per Nachweis:
Bewohner, Besucher und Behandelte von Krankenhäusern, Rehabilitationseinrichtungen, Pflegeeinrichtungen, ambulanten Operationen, Dialysezentren, Tageskliniken, Entbindungseinrichtungen, Obdachlosenunterkünften, Einrichtungen zur Unterbringung von Asylbewerbern und der Eingliederungshilfe, pflegende Angehörige, darüber hinaus Corona-Infizierte, die sich freitesten wollen. Ob ausnahmslos alle Aufgezählten ab 1. März für Tests zahlen müssen, ist noch unklar.