Bayern

Katz- und Mausspiel mit einem Uralt-Camper

Der Besitzer des Busses soll seit rund einem halben Jahr in seinem Vehikel leben. Anwohner sind von dem wilden Camper wenig angetan.


Der Luftdruck im linken Vorderrad ist nicht das einzige, was an dem alten Bus inzwischen schlapp macht.

Der Luftdruck im linken Vorderrad ist nicht das einzige, was an dem alten Bus inzwischen schlapp macht.

Von Ralph Hub

München - Keine Frage, der alte Camper hat schon mal bessere Tage erlebt. Flechten und Moos wuchern auf dem Dach, das linke Vorderrad ist platt, Scheibenwischer Fehlanzeige. Überhaupt scheinen nur mehr Dreck und Rost das alte Gefährt zusammenzuhalten.

Der Besitzer dieses Prunkstücks treibt seit über einem halben Jahr ein dreistes Katz- und Mausspiel mit den Behörden, sehr zum Ärger vieler Anwohner in Neuhausen-Nymphenburg. Die wollen, dass der Schrotthaufen verschwindet.


Immer wenn ihm die Anwohner zu lästig werden, zieht der Fahrer mit dem Camper eine Straße weiter und bleibt dort, bis neuer Ärger droht. So beobachten es Nachbarn. "Bei uns sind Parkplätze eh Mangelware", sagt eine Anwohnerin. "Viele lassen bei uns ihre Autos stehen und gehen dann rüber zur U-Bahnstation am Rotkreuzplatz."

Der runtergewirtschaftete Bus, bis vor ein paar Tagen stand er in der Renatastraße, jetzt parkt er in der Romanstraße nahe der Polizeidirektion West.

Der runtergewirtschaftete Bus, bis vor ein paar Tagen stand er in der Renatastraße, jetzt parkt er in der Romanstraße nahe der Polizeidirektion West.

Der Camper macht den Eindruck, als gehöre er längst auf den Schrottplatz. "Wenn bei uns am Auto der Tüv nur um ein paar Tage abgelaufen ist, haben wir sofort einen Strafzettel am Scheibenwischer hängen", ärgert sich ein Anwohner. Bei dem Camper ist es schwer möglich, ein Ticket anzubringen, er hat keine Wischerblätter mehr.


Seit mehr als sechs Monaten steht der Bus mit bulgarischem Kennzeichen in Neuhausen-Nymphenburg.
Der Besitzer nutzt ihn offenbar als Wohnmobil, übernachtet in ihm regelmäßig, erzählen Nachbarn. Was streng genommen zumindest auf Dauer nicht erlaubt ist, der Straßenrand ist kein Campingplatz.

Inzwischen ist der Besitzer des Busses wieder umgezogen. Seit dieser Woche steht das Vehikel in der Romanstraße - und das nur einen Steinwurf entfernt von der Polizeidirektion West. "Ich bin gespannt", sagt eine AZ-Leserin, "wann den Polizisten der Zustand des Busses auffällt."


Noch vor einer Woche stand er in der Renatastraße. Vor ein paar Tagen pumpte der Besitzer Luft in das schlappe Vorderrad und fuhr mit dem Camper ein paar Meter weiter bis zur Romanstraße, wo er wieder in eine Art Dornröschenschlaf verfiel.

Einen roten Punkt habe das Fahrzeug bisher noch nicht erhalten, dazu seien die rechtlichen Voraussetzungen nicht erfüllt, so KVR-Sprecher Julien Chauve. Der Bus sei zugelassen und versichert. Das Katz- und Mausspiel mit den Sicherheitsbehörden geht also weiter. Die PI 42 werde das Fahrzeug im Auge behalten und entsprechende Maßnahmen treffen, so der KVR-Sprecher.

Eine Perspektive, die nicht allen in der Nachbarschaft gefallen dürfte. "Ich habe schon Streifenpolizisten und auch die Mitarbeiter der kommunalen Parkraumüberwachung wegen des Schrotthaufens angesprochen", erzählt eine Frau, die mit ihrem Hund in der Gegend regelmäßig Gassi geht. Passiert ist nicht viel, sagt sie. So ein Gespräch rufe beim Gegenüber meist nur ein Achselzucken hervor, so die Münchnerin, und ende mit dem Hinweis, der Fall verursache nur Papierkrieg.