Ostbayern

Influenza-Knockout - Ist das der Höhepunkt der Grippewelle?


In den vergangenen zwei Wochen ist die Zahl der Grippe-Infektionen in Ostbayern offenbar sprunghaft angestiegen. (Symbolbild)

In den vergangenen zwei Wochen ist die Zahl der Grippe-Infektionen in Ostbayern offenbar sprunghaft angestiegen. (Symbolbild)

Von Redaktion idowa

Ostbayern hat's erwischt. In den vergangenen zwei Wochen offenbar besonders schlimm. Später als im letzten Jahr aber dafür umso heftiger ist die Grippewelle in der Region angekommen. In diesen Tagen scheint sie auf dem Höhepunkt - das hofft zumindest die Ärzteschaft. Denn das würde bedeuten, dass sich die Lage danach entspannt. Noch aber steigen die Fallzahlen beispielsweise in weiten Teilen Niederbayerns.

Noch bis Ende Januar 2018 sah es nach einem milden Grippejahr aus: für die Kalenderwoche fünf waren beispielsweise in Stadt und Landkreis Straubing-Bogen elf Fälle der "echten" Grippe gemeldet. Zum Vergleich: in der fünften Woche des Vorjahres hatten Ärzte und Krankenhäuser bereits 135 Infektionen gezählt. Leicht zeitversetzt, aber anscheinend umso heftiger ist die Grippe nun doch über die Region hereingebrochen.

In den vergangenen drei Wochen ist die Zahl der gemeldeten Fälle in den Landkreisen Regen, Deggendorf, Straubing-Bogen, Dingolfing-Landau, Landshut und Regensburg sprunghaft angestiegen. Zum Teil verdoppelte sich die Zahl der erkrankten Menschen von Woche zu Woche. Ein Sprecher des Landratsamts Deggendorf sprach idowa gegenüber von 196 gemeldeten Infektionen in der vergangenen Woche. Bereits über 700 Fälle von Influenza habe es damit 2018 im Landkreis gegeben. Vergleichsweise verschont geblieben ist bisher der Landkreis Cham mit 36 gezählten Infektionen in der vergangenen Woche, aber dort steigen die Zahlen.

Richtig viel zu tun hatten die Ärzte weiter südlich: 144 Meldungen gab es in der vergangenen Woche im Landkreis Kelheim, 152 bestätigte der Landkreis Landshut. Die Auswirkungen sind vielerorts unübersehbar: krankheitsbedingte Ausfälle und Notbesetzungen in vielen Firmen, gerammelt voll die Arztpraxen und Notaufnahmen. Einige Krankenhäuser im Freistaat, so zum Beispiel in Günzburg oder Bayreuth, haben die Notbremse gezogen: sie sagten vorsorglich planbare Operationen ab, in Ostbayern wurden zeitweise von Notfällen abgesehen keine neue Patienten aufgenommen.

Übereinstimmenden Medienberichten zu Folge hatten sich die beiden Kreiskrankenhäuser in Neumarkt und Parsberg und das Krankenhaus Oberviechtach im Landkreis Schwandorf zeitweise bei ihren Integrierten Leitstellen abgemeldet.

Vermutlich hohe Dunkelziffer bei den Infektionen

Zu bedenken geben die Gesundheitsämter auch, dass viele Fälle nicht gemeldet werden: nur bei einem Teil der erkrankten Personen würden bei den Patienten Rachenabstriche und entsprechende Laborbefunde gemacht, bestätigt das Kelheimer Gesundheitsamt. Wo der Fall klar ist, werde oftmals auf das Prozedere verzichtet. Mit dem Ergebnis, dass diese Fälle dann auch nicht in der Statistik auftauchen.

Warum die Fälle der Influenza sich regional häufen, können Mediziner nicht mit Sicherheit sagen, Warum also zum Beispiel 188 gemeldete Fälle im Landkreis Regen 721 im Landkreis Deggendorf gegenüberstehen. Ein Faktor sei, wie viele Leute sich vorbeugend gegen die Grippe impfen lassen, erklärte das Donau-Isar-Klinikum auf unsere Anfrage. Eine hohe Impfrate könne die Zahl der Influenza-Erkrankungen mit schwerem Verlauf senken.

Grund für den besonders heftigen Verlauf der Grippewelle in diesem Jahr ist laut Expertenmeinung ein besonderer Erreger. Die Impfstoffhersteller haben in diesem Jahr auf den falschen Virenstamm gesetzt. Die von der Kasse bezahlte Dreifach-Impfung spare seltenere Stämme des Influenza-Virus, sogenannte B-Stämme, aus. 72 Prozent der gemeldeten Grippefälle in diesem Jahr würden laut Robert-Koch-Institut von Influenza-B-Viren ausgelöst. Üblicherweise treiben die Viren vom A-Stamm in unseren Breiten ihr Unwesen.

Viele Geimpfte haben also schlichtweg nicht die richtigen Antikörper, um die Grippe erfolgreich abzuwehren: Allein zum Wochenbeginn verzeichnete der Landkreis Deggendorf 79 mal die bestätigte Diagnose Influenza; im Landkreis Landshut waren es Stand Dienstagvormittag 72. Ist damit nun die Scheitelwelle der diesjährigen Viren-Invasion in Ostbayern erreicht? Niedergelassene Ärzte und die Belegschaften in den Krankenhäusern der Region hoffen das. Experten allerdings wollen sich da noch nicht festlegen. Laut Daten des Robert Koch Instituts (RKI) wurden in Kalenderwoche sieben 24.421 Influenzafälle in Deutschland gemeldet. In Süddeutschland sind es 8.786 Fälle.

Für Deutschland insgesamt ist die Lage ähnlich: In der siebten Kalenderwoche des Jahres wurden dem Robert Koch-Institut insgesamt 23.379 Influenzafälle gemeldet. Damit sind seit der 40. Meldewoche rund 82.000 Fälle übermittelt worden. 136 Menschen starben an den Folge einer Influenzainfektion - davon waren 86 Prozent 60 Jahre oder älter. 2017/18 ist die Influenza-Aktivität gegenüber dem Vorjahr erhöht. In der vorherigen Grippesaison war die Zahl der Infektionen zu diesem Zeitpunkt bereits rückläufig.

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Mit dieser Grafik will das Robert-Koch-Institut den Verlauf der Grippesaison verdeutlichen.

Mit dieser Grafik will das Robert-Koch-Institut den Verlauf der Grippesaison verdeutlichen.