Konjunktur in Bayern
Handwerkspräsident: Aufschwung "auf wackligen Beinen"
28. Juli 2021, 12:16 Uhr aktualisiert am 5. April 2023, 21:33 Uhr
Nach dem langen Corona-Lockdown fasst die Handwerks-Konjunktur in Bayern zwar wieder Tritt - aber der Aufschwung wird durch Materialengpässe gebremst.
"Sollten Baustoffe weiter knapp und teuer bleiben, könnte die begonnene Konjunkturerholung ernsthaft ins Stocken geraten", sagte Handwerkspräsident Franz Xaver Peteranderl am Mittwoch in München. 86 Prozent der Befragten im bayerischen Handwerk bewerteten ihre Lage im Moment als gut oder befriedigend. Die Auslastung der Handwerksbetriebe habe quer durch alle Gewerke zugelegt und sei schon fast wieder auf dem Niveau des Vor-Corona-Jahrs 2019, sagte Peteranderl.
Die Auftragsbestände kletterten sogar auf Rekordhöhe: Im Durchschnitt hatten die Betriebe Ende Juni Aufträge für 10,7 Wochen in ihren Büchern stehen. Das liege allerdings nicht nur an der stark anziehenden Nachfrage, sondern auch am Baustoffmangel: "Wenn die Betriebe auch weiterhin weniger Material bekommen oder länger darauf warten müssen - und danach sieht es momentan aus - wird der Auftragsbestand noch weiter steigen. Dies geht aber ganz klar auf Kosten der Auslastung", erklärte der Handwerkspräsident.
Stark steigende Einkaufspreise und Probleme bei der Beschaffung von Rohstoffen und Vorprodukten machten dem Handwerk zunehmend Sorgen. Nicht nur Bauholz, Stahl und Dämmmaterial, sogar einfache Produkte wie Kunststoffrohre seien derzeit schwer zu bekommen und teurer als sonst. Die Preissteigerungsrate im Handwerk lag Ende Juni bei 3 Prozent. "Besserung ist nicht in Sicht", sagte Peteranderl.
Für dieses Jahr erwartet der Bayerische Handwerkstag ein Prozent weniger Investitionen und ein Prozent weniger Beschäftigung als noch 2019. Die Umsätze dürften nominal 4 Prozent über dem Niveau von 2019 liegen, aber real - also unter Berücksichtigung der Inflation - deutlich darunter.
"Trotz steigender Umsätze und mehr Optimismus bei den Betrieben steht der Ausblick für das zweite Halbjahr auf wackeligen Beinen", sagte Peteranderl. Viel werde auch von der Pandemie abhängen. Der Fachkräftenachwuchs bleibe eine Herausforderung. In den 208.000 bayerischen Handwerksbetrieben arbeiten derzeit 955.600 Menschen.