Lockerung der Maskenpflicht?
Handelsverband: "Wäre schön, aber wir brauchen sie noch"
6. Juli 2020, 16:00 Uhr aktualisiert am 8. April 2023, 7:01 Uhr
Sollte die Maskenpflicht im Einzelhandel gelockert werden? Ein entsprechender Vorschlag von Harry Glawe, Wirtschaftsminister von Mecklenburg-Vorpommern, hat am Wochenende hohe Wellen geschlagen. In absehbarer Zeit wird es allerdings kein Ende der Maskenpflicht geben.
Für Bayern machte Ministerpräsident Markus Söder am Montag vor einer Videokonferenz des CSU-Vorstands die Position deutlich. Man werde die Maskenpflicht auf keinen Fall lockern oder abschaffen. "Das würde nicht nur ein Gefühl der großen Unsicherheit neu beleben. Es könnte nämlich auch die Infektionsraten steigen lassen. Deswegen ist es aus meiner Sicht nichts Sinnvolles zu tun", so Söder. Die Maskenpflicht sei eines der wenigen Instrumente, mit denen sich das Coronavirus wirksam eindämmen lasse. Zwar könne er verstehen, dass in Bundesländern mit nur noch wenigen Corona-Fällen über eine Abschaffung diskutiert werde. "Wir sollten aber an der Stelle nicht unvorsichtig sein", mahnte der CSU-Chef. Bayern bleibe deswegen bei der aktuellen Strategie, auch wenn viele Leute mit aller Wucht dagegen angingen.
Am Nachmittag einigten sich schließlich auch alle 16 Gesundheitsminister der Länder darauf, dass die Maskenpflicht im Einzelhandel weiterhin gelten soll. Es dürfe nicht der falsche Eindruck entstehen, die Pandemie wäre vorbei, argumentierte etwa Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU).
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Im bayerischen Einzelhandel hat diese Ankündigung erwartungsgemäß nicht gerade zu Freudensprüngen geführt. Gleichwohl sei sie aber nachvollziehbar, macht Bernd Ohlmann, der Geschäftsführer des Handelsverbands Bayern, im Gespräch mit idowa deutlich. "Natürlich steht das Ende der Maskenpflicht weit oben auf unserer Wunschliste. Und natürlich wäre es schön, wenn wir sie nicht mehr bräuchten. Momentan brauchen wir sie aber noch. Und solange das der Fall ist, halten wir uns natürlich an die Vorgaben aus der Politik", so Ohlmann. Er vergleicht die Maskenpflicht mit einer Zahnspange: Niemand trage sie gerne, dennoch sei sie notwendig. Denn je mehr Masken, desto weniger Infektionen. Und je weniger Infektionen, desto mehr Lockerungen, bringt es Ohlmann auf einen einfachen Nenner. "Aber natürlich muss auch klar sein: Mit Maske kommt keine richtige Shopping-Laune auf."
Ohlmann schätzt, dass der Umsatz im bayerischen Einzelhandel derzeit noch etwa ein Drittel unter dem Durchschnitt liegt. Anfang Mai hatte der Handelsverband Umsatz und Frequenz noch etwa auf die Hälfte geschätzt. "Es geht also langsam aufwärts. Gleichwohl sind wir aber immer noch weit entfernt vom Normalzustand." Die Maskenpflicht habe natürlich Anteil daran. "Wem macht Einkaufen mit Maske schon Spaß?", fragt Ohlmann. "Auch für die Mitarbeiter, die die Masken teilweise mehrere Stunden am Stück tragen müssen, ist das natürlich belastend. Und die richtig heißen Tage stehen uns ja erst noch bevor."
Auch deswegen werden die bayerischen Einzelhändler die Diskussionen um mögliche Lockerungen natürlich genau verfolgen. "Wenn andere Bundesländer die Maskenpflicht abschaffen, gerät natürlich auch Bayern unter Zugzwang. Aber noch ist diese Diskussion verfrüht. Wir brauchen die Maskenpflicht noch", so Ohlmann.