Vatikan meldet

Emeritierter Papst Benedikt XVI. gestorben


Der emeritierte Papst Benedikt XVI. ist am Samstag im Alter von 95 Jahren im Vatikan gestorben. (Archiv)

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. ist am Samstag im Alter von 95 Jahren im Vatikan gestorben. (Archiv)

Von Redaktion idowa

Mit seinem Rücktritt schrieb Papst Benedikt XVI. Geschichte. Er war ein brillanter Theologe, aber selten nah an den Menschen. Nun ist er gestorben. Politiker und hohe Geistliche würdigten ihn. Am Donnerstag ist der Trauergottesdienst auf dem Petersplatz.

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. ist tot. "Schmerzerfüllt muss ich mitteilen, dass Benedikt XVI., Papst Emeritus, heute um 9:34 Uhr im Kloster Mater Ecclesiae im Vatikan verstorben ist", teilte der Sprecher des Heiligen Stuhls, Matteo Bruni, mit. Der Gesundheitszustand des gebürtigen Bayers hatte sich zuletzt verschlechtert.

An diesem Donnerstag um 9.30 Uhr will Papst Franziskus auf dem Petersplatz in Rom den Trauergottesdienst für den Papa Emeritus feiern. Bereits ab Montag wird Benedikt im Petersdom öffentlich aufgebahrt. Gläubige haben dann die Möglichkeit sich zu verabschieden. Weitere Details nannte der Vatikan zunächst nicht.

Lesen Sie auch Regensburg war für Papst Benedikt Heimat

Joseph Ratzinger war am 19. April 2005 als Nachfolger von Johannes Paul II. zum Papst gewählt worden. Benedikt war der erste deutsche Papst seit etwa 480 Jahren. Knapp acht Jahre später trat er in einem spektakulären Schritt freiwillig zurück - als erster Papst seit mehr als 700 Jahren. Er begründete den Schritt mit seinem fortgeschrittenen Alter und seiner angeschlagenen Gesundheit - ihm fehlten die Kräfte für das anspruchsvolle Amt, sagte er damals. Während des Pontifikats seines Nachfolgers Franziskus lebte Benedikt zurückgezogen in einem Kloster in den Vatikanischen Gärten.

Lesen Sie auch Regensburger trauern um verstorbenen Papst

In seinem Pontifikat führte Benedikt den konservativen Kurs seines Vorgängers fort. Er stemmte sich gegen eine Modernisierung der Kirche, was ihm viel Kritik einbrachte. Die anfängliche Begeisterung der Deutschen schwand. Seine Amtszeit wurde vor allem von Missbrauchsskandalen überschattet, die die katholische Kirche in eine tiefe Krise stürzten.

Prägte schon vor seinem Pontifikat die katholische Kirche

Schon weit vor Beginn seines Pontifikats prägte Benedikt die katholische Kirche. Als Präfekt der Glaubenskongregation in Rom hatte Kardinal Ratzinger, geboren am 16. April 1927 im oberbayerischen Marktl am Inn, bereits mehr als 20 Jahre Kirchengeschichte geschrieben. Seine strenge Haltung zu Themen wie Geburtenkontrolle, Abtreibung oder Zölibat lehnten zahlreiche Gläubige insbesondere in Europa ab. In anderen Teilen der katholischen Weltkirche erfuhr die konservative Linie dagegen Unterstützung.

Lesen Sie auch unseren Leitartikel Benedikt war ein weit besserer Papst als erwartet

2022 geriet auch sein eigener Umgang mit Missbrauchsfällen in der Zeit als Erzbischof von München und Freising (1977-1982) in die Schlagzeilen. Ein vom Münchener Erzbistum in Auftrag gegebenes Missbrauchsgutachten warf ihm Fehlverhalten in vier Fällen vor. In einem öffentlichen Brief entschuldigte sich Benedikt etwas später bei allen Opfern sexuellen Missbrauchs.

Zuvor war es um den Papst im Ruhestand still geworden. Obwohl er bis ins hohe Alter geistig fit war, wie sein Privatsekretär Georg Gänswein immer wieder betonte, baute er körperlich stark ab. Obwohl er "für die Welt verborgen" bleiben wollte, befeuerte er mit Schriften zu heiklen Themen wie Zölibat oder Missbrauch immer wieder Spekulationen, dass er mit dem Kurs seines Nachfolgers Franziskus wohl zumindest in Teilen nicht einverstanden war.

Lesen Sie auch ein Interview mit Bischof Voderholzer: Benedikt ist der Theologen-Papst

Öffentliche Auftritte gab es von Benedikt zuletzt nicht mehr. Seinen 90. Geburtstag feierte er 2017 noch einmal mit einer Delegation aus der bayerischen Heimat. Danach empfing er Besuch im Kloster Mater Ecclesiae nur noch vereinzelt. In den letzten Jahren befand er sich nach eigenen Worten auf einer Pilgerreise "nach Hause".

Wichtige Stationen im Leben Benedikts

Geburt: Benedikt XVI. wird am 16. April 1927 als Joseph Aloisius Ratzinger im oberbayerischen Marktl am Inn geboren.

Studium und Ausbildung: Ratzinger studiert Philosophie und Theologie in Freising und München. Am 29. Juni 1951 wird er zusammen mit seinem Bruder Georg zum Priester geweiht. Am 25. März 1977 folgt die Ernennung zum Erzbischof von München und Freising.

Konzil und Ernennung zum Kardinal: Als theologischer Berater des Kölner Erzbischofs Joseph Frings nimmt Ratzinger am Zweiten Vatikanischen Konzil von 1962 bis 1965 teil. Im März 1977 ernennt ihn Papst Paul VI. zum Erzbischof von München und Freising. Nur wenige Monate später wird er zum Kardinal erhoben.

Aufstieg im Vatikan: Vier Jahre nach seiner Ernennung zum Kardinal wird Ratzinger zum Präfekten der Glaubenskongregation in Rom gemacht, der zentralen Instanz für Glaubens- und Sittenlehre in der Katholischen Kirche. 2002 erhält Ratzinger dann das zweithöchste Amt im Vatikan. Er wird zum Vorsitzenden des Kardinalskollegiums ernannt. In dieser Funktion hält er 2005 die Totenmesse für Johannes Paul II. und leitet das anschließende Konklave zur Wahl eines neuen Papstes.

Papsttum und Krisen: Am 19. April 2005 wird er als erster Deutscher seit 482 Jahren zum Papst gewählt. Als Nachfolger des charismatischen Polen Karol Wojtyla, Johannes Paul II., hatte es Ratzinger nicht leicht. Zu vielen Gläubigen hatte der scheue Intellektuelle keinen Draht gefunden. Als er fünf Jahre im Amt war, stürzte die katholische Kirche in eine ihrer schwersten Krisen: Schrittweise kamen ab 2010 jahrzehntelanger Kindesmissbrauch und Vertuschung ans Licht.

Rücktritt und emeritierter Papst: Nach rund acht Jahren tritt er aus Altersgründen zurück - der erste Papst-Rücktritt seit dem Jahr 1294. Zuletzt in Deutschland war der 95-Jährige am 18. Juni 2020, um seinen schwer kranken Bruder Georg Ratzinger kurz vor dessen Tod noch einmal zu besuchen.

Lesen Sie hier unseren Nachruf auf Georg Ratzinger: Porträt: Ein großes Werk ist leise verklungen (idowa+)