Ostbayern
Diskothekensterben in der Region? Das steckt dahinter
15. Februar 2020, 8:00 Uhr aktualisiert am 3. April 2023, 16:33 Uhr
Die Zeiten des florierenden Nachtlebens in Ostbayern scheinen vorbei. Immer mehr Clubs und Tanzlokale in der Region machen nach und nach dicht, jüngst erst das Onyx in Straubing. "Freitag an der Bar" passt nicht mehr zum Lebensgefühl vieler Jugendlicher, sagen die Betreiber. Sie müssen sich nun einiges einfallen lassen, um die neue Generation zu halten.
Die gesamte Branche befindet sich im Umbruch, sagt Philipp Lang, Betreiber mehrerer Clubs in Cham, Bad Kötzting und Regensburg. Das Ausgehverhalten der Jugendlichen habe sich in den letzten zehn Jahren verändert. Das Leben der Jugendlichen finde mittlerweile überwiegend in den sozialen Medien statt. Die Konsequenz: Sie gehen nicht mehr so oft aus wie früher.
Und tatsächlich scheinen sich in den letzten Jahren die Interessen der heute 18- bis 25-Jährigen verschoben zu haben. Digitale Freizeitaktivitäten gewinnen weiterhin an Bedeutung, wie es in der Shell-Jugendstudie 2019 heißt. Die neuen potentiellen Discogänger verbringen ihre Freizeit also lieber vor dem Smartphone. Und dank Lieferando, Spotify, Netflix & Co. müssen Jugendliche die eigenen vier Wände nicht mal mehr verlassen. Auch ist es scheinbar über die Hälfte der Jugendlichen "nicht mehr ganz so wichtig, sich mit Leuten zu treffen".
Also das Ende der Discos? Nicht unbedingt, sagt der Deutsche Diskothekenverband. Laut den Verantwortlichen soll es auch in Zukunft eine Vielzahl an Clubs geben. Schließungen nennt der Verbandspräsident Hans-Bernd Pikkemaat eine "gesunde Marktbereinigung". Viele Schließungen seien ohnehin nicht von Dauer, da oftmals ein neuer Betreiber die Disco mit neuer Strategie in denselben Räumlichkeiten wiedereröffne.
Bars werden immer beliebter
Seit 2009 schließen immer mehr Clubs in Deutschland, wie Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen. Deutschlandweit ging die Zahl offenbar von 2.100 auf 1.600 Diskotheken zurück, wie es in Medienberichten heißt. Gleichzeitig werden Bars immer populärer. Lagen die Clubs mit einer Anzahl von 2.410 vor über zehn Jahren noch deutlich über den Bars mit 1.620 an der Zahl, lässt sich seit geraumer Zeit ein Trendwechsel beobachten: 2015 stieg die Anzahl der Bars in Deutschland erstmals über die der Clubs.
Zudem gab es 2015 bundesweit 79 Insolvenzverfahren gegen Diskotheken und Tanzlokale, fast 30 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Die Wirtschaftsauskunftei Creditreform führt Diskotheken unter den zehn Branchen mit dem größten Pleiterisiko.
Dass die Zahl der Discotheken tatsächlich zurückgeht, kann aber auch der Verband nicht abstreiten. Wie es in der Stellungnahme heißt, folgen Schließungen dem Trend im gesamten Gastgewerbe. Von einem mancherorts ausgerufenen "allgemeinen Discosterben" könne aber nicht die Rede sein.
"Ein triftiger Grund, nicht zu Hause zu bleiben"
Das Angebot an Bars, Clubs und Discotheken ist einfach zu hoch, die Nachfrage zu gering, sagt Philipp Lang. "Gastronomen müssen etwas anbieten, das es woanders nicht gibt." Langs Konzept setzt auf "high end". Jeder Öffnungstag sollte dem Gast ein einmaliges Erlebnis bieten und einen triftigen Grund liefern, mal nicht zu Hause zu bleiben, sagt der Discobetreiber. In seinen Clubs gebe es eine durchdesignte Einrichtung, eine spektakuläre Lichtshow, eine satte Tonanlage und hochwertige Getränke, dazu ein Eventprogramm.
Mit der Entwicklung seiner Diskotheken ist Lang zufrieden. Die laufe nämlich gegen den Trend: Während bundesweit immer weniger Leute regelmäßig in die Disco gehen, könne er in den Zinnober-Clubs in Cham und Bad Kötzting, dem Mia in Cham und dem Heart in Regensburg zumindest Zuwächse verzeichnen.