Wedel, Wolbergs, Wirecard und mehr

Diese großen Gerichtsprozesse beschäftigen Bayern 2022


Der Regisseur und damalige Festspiel-Intendant Dieter Wedel wird sich 2022 wohl vor Gericht wiederfinden.

Der Regisseur und damalige Festspiel-Intendant Dieter Wedel wird sich 2022 wohl vor Gericht wiederfinden.

Von dpa

Im März hat die Staatsanwaltschaft den Regisseur Dieter Wedel wegen Vergewaltigungsvorwurfs angeklagt. Ob dem Filmemacher tatsächlich der Prozess gemacht wird, ist noch offen. Es ist nicht der einzige große Fall, der die bayerische Justiz 2022 beschäftigen dürfte.

Die Entscheidung über einen Vergewaltigungsprozess gegen Regisseur Dieter Wedel ist auch ein Dreivierteljahr nach Anklageerhebung noch nicht gefallen. Über die Zulassung der Anklage sei bisher nicht entschieden worden, sagte Florian Gliwitzky, Pressesprecher des Landgerichts München I, auf Anfrage. Ob und wann es zu einer Gerichtsverhandlung kommt, ist damit noch offen. Sollte es aber dazu kommen, dürfte es der Prozess des Jahres werden - und das, obwohl es durchaus Konkurrenz gibt.

Die Staatsanwaltschaft hatte Wedel im März wegen eines Vorwurfs aus dem Sommer 1996 angeklagt. Die Schauspielerin Jany Tempel gibt an, Wedel ("Der große Bellheim", "Der Schattenmann") habe sie damals in einem Münchner Hotel zum Sex gezwungen. Damals, im Alter von 27 Jahren, habe sie für eine Rolle vorsprechen wollen.

Wedel hat die Vorwürfe bestritten, seine Anwälte sprechen von Vorverurteilung. Ende August 2018 sagte er der "Bild"-Zeitung: "Inzwischen bin ich froh, dass es diese Ermittlungen gibt. Ich vertraue auf die Staatsanwaltschaft." Für Wedel gilt bis zu einer rechtskräftigen Entscheidung in dem Strafverfahren die Unschuldsvermutung.

Wirecard-Prozess beginnt wohl im März

Es ist nicht das einzige große Verfahren, das dem Landgericht München I im kommenden Jahr bevorstehen könnte: Mit Spannung erwartet wird die Anklage im Wirecard-Skandal. Ex-Vorstandschef Markus Braun sitzt nach wie vor in Untersuchungshaft - seit inzwischen anderthalb Jahren. Die Staatsanwaltschaft München I wirft Braun und anderen Wirecard-Führungskräften vor, wie eine kriminelle Bande agiert und Banken sowie Investoren mit Hilfe manipulierter Bilanzen um drei Milliarden Euro geprellt zu haben. Das Oberlandesgericht München erwartet die Anklage für Mitte März, wie es am Donnerstag hieß. Einschränkung ist allerdings, dass keine unvorhergesehenen Schwierigkeiten bei den Ermittlungen auftreten.

Mordprozess gegen Pfleger und verworrener Starnberg-Fall

Auch im Fall eines Pflegers, dem Mord in einem Münchner Krankenhaus vorgeworfen wird, könnte es zur Anklage und womöglich auch zum Prozess kommen. Der junge Mann steht im Verdacht, zwei Menschen getötet zu haben. Außerdem werfen die Ermittler ihm drei versuchte Morde vor.

Am Landgericht München II könnte sich dagegen ein anderer großer und schlagzeilenträchtiger Prozess im Frühjahr dem Ende zuneigen: der mutmaßliche Dreifachmord von Starnberg. Zwei junge Männer stehen vor Gericht, weil einer von ihnen einen gemeinsamen Kumpel und dessen Eltern erschossen haben soll, während der andere ihn zum Tatort fuhr und von dort auch wieder abholte.

Zunächst waren die Ermittler davon ausgegangen, dass der Sohn der Familie zuerst seine Eltern und dann sich selbst erschoss - doch der Prozess ist verworren: Die Verteidigung des als Mittäter Angeklagten betont, dass auch der Ursprungsverdacht der Ermittler noch immer als Tatablauf infrage komme. Und das Gericht muss noch entscheiden, ob das Geständnis des Hauptangeklagten beim Verhör durch eine Polizistin überhaupt als Beweismittel zugelassen werden darf, weil dabei verschiedene Regeln offenbar nicht eingehalten wurden.

Wolbergs-Prozess wird teilweise neu aufgerollt

Beschäftigen könnte die Münchner Justiz auch der Fall des früheren Regensburger Oberbürgermeister Joachim Wolbergs. Denn der Bundesgerichtshof (BGH) hat das erste Urteil gegen ihn aus dem Jahr 2019 aufgehoben. Die Bundesanwaltschaft hatte die Aufhebung mehrerer Teil-Freisprüche gefordert und das Urteil gegen Wolbergs als zu milde bemängelt. Der Korruptionsprozess muss nun in Teilen neu aufgerollt werden - diesmal nicht am Landgericht Regensburg, sondern an der Wirtschaftskammer des Landgerichts München I.

Die Regensburger Richter hatten Wolbergs 2019 wegen zwei Fällen der Vorteilsnahme im Zusammenhang mit Parteispenden im Kommunalwahlkampf 2014 verurteilt, jedoch von einer Strafe abgesehen. Im zweiten Prozess war der Kommunalpolitiker 2020 wegen eines Falles der Bestechlichkeit zu einer einjährigen Bewährungsstrafe verurteilt worden.