Bayern

Die Finder des verlorenen Schatzes

Am Freitag (24.2.) vor genau 25 Jahren entdecken Bauarbeiter den alten Grundstein im Maximilianeum. Darin finden sich nicht nur die Baupläne - auch eine kleine Lokomotive ist dort versteckt. Klar, dass das eine kleine Sensation war.


Der Grundstein 1998 neu bestückt: Als Hommage findet wieder eine Lok den Weg in die Grundmauern.

Der Grundstein 1998 neu bestückt: Als Hommage findet wieder eine Lok den Weg in die Grundmauern.

Von Carmen Merckenschlager

Im ersten Moment glaubte Helmut Hastreiter (82) an einen Faschingsscherz. Unter dem Maximilianeum habe man eine Dampflokomotive gefunden. So ganz mag der WahlMünchner das nicht glauben und macht sich auf den Weg - es ist der 24. Februar 1998, ein Faschingsdienstag.


Hastreiter ist Architekt und damals im Universitätsbauamt in München tätig. Bekannt ist er bei den Kollegen für seine Liebe zu Modelleisenbahnen. Wohl allein schon deshalb erreicht ihn am Faschingsdienstag 1998 ein Anruf von Herbert Steib, bauleitender Ingenieur der damaligen Bauarbeiten im Maximilianeum. "Ich glaube, wir haben den Grundstein gefunden", sagt Steib damals zu Hastreiter.

Für den Einbau einer Rolltreppe zur Tiefgarage wird damals der Boden aufgebohrt. "Mit dem Presslufthammer konnte man nur zur sitzungsfreien Zeit arbeiten. Sonst hätte das ganze Haus gewackelt", erinnert sich Hastreiter. Dabei stoßen die Bauarbeiter auf eine Bleikassette. Der alte Grundstein samt Beigaben war gefunden.

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Helmut Hastreiter neben der restaurierten Lokomotive im Steinernen Saal im Maximilianeum. Das Modell ist 57,5 Zentimeter lang.

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Der Grundstein 1998 neu bestückt: Als Hommage findet wieder eine Lok den Weg in die Grundmauern.


Im Landtag sorgt der Fund für Aufsehen. Lange war nicht klar, wo genau sich der Grundstein befindet. "Der Bauarbeiter wurde direkt ein wenig als Held gefeiert", erinnert sich auch Landtagsdirektor Peter Worm. Neben der Lokomotive enthielt der Grundstein auch die originalen Baupläne, Münzen und auf Porzellantafeln gemalte Porträts des königlichen Stifterpaars, König Maximilian II. und seiner Gattin Marie von Preußen.

Helmut Hastreiter erinnert sich noch bildlich an seine Ankunft im Untergeschoss im Landtag. Besonders faszinierte ihn die Glasvitrine, die ebenfalls in der großen Bleikassette eingebettet war. "Hinter trüben Glasscheiben konnte ich eine gut erhaltene Dampflokomotive erkennen. Sie sah aus wie der berühmte ‚Adler', die Lokomotive der ersten deutschen Eisenbahn. Mir war sofort klar, dass das eine kleine Sensation war", sagt er.

Das Modell wurde zur Restauration ins Deutsche Museum gebracht. Dort stellte sich heraus, dass es sich um eine englische Lokomotive der Typenreihe Patentee, der auch der Adler zuzurechnen ist, handelt. Gebaut hat es der Dresdner Ingenieur Rudolf Sigismund Blochmann im Jahr 1838 im Maßstab 1 zu 10. Das Modell konnte mit Spiritus beheizt werden und war sogar fahrtüchtig.


Aber warum eigentlich wurde bei der Grundsteinlegung 1857 ausgerechnet eine Lokomotive beigelegt? Bei einer Pressekonferenz 1998 sagt der damalige Präsident des Bayerischen Landtags, Johann Böhm: "Die Lokomotive dokumentiert das engagierte Eintreten König Maximilians II für den technischen Fortschritt in Bayern und sein persönliches Faible für die Eisenbahn!"

Ähnlich sieht das heute auch Peter Worm. "Der König war am bayerischen Fortschritt sehr interessiert. Ich denke, er war stolz, dass es damals in Bayern schon eine Eisenbahn gab und wollte das mit dem Modell dokumentieren." Vermutet wird außerdem, dass der Architekt Friedrich Bürklein den König höchstpersönlich von der Idee mit der Lok überzeugt hat.


Helmut Hastreiter wiederum hat den Fund mit Bildern dokumentiert. "Ich habe damals ein paar Fotos geknipst. Die habe ich beim Aufräumen wiedergefunden. Dann fiel mir auf: Das ist ja genau 25 Jahre her", sagt der 82-Jährige. Heute sammelt er immer noch alte Modelleisenbahnen. Aber die Erinnerung an den Fund von damals scheint eines seiner schönsten Sammlerstücke zu sein.

Heute steht das Model der Patentee-Lokomotive im Steinernen Saal im Maximilianeum in einem Glaskasten und kann von allen Seiten begutachtet werden. "Wir sind stolz, dass das Modell bei uns im Landtag steht. Im Deutschen Museum hätte man das technische Meisterwerk sicher auch gerne behalten", sagt Worm und lacht.


Und der Grundstein? Der wurde 1998 wieder zugemauert und mit anderen Beigaben versehen. Die originalen Pläne wurden wieder beigelegt, sowie Tageszeitungen, Münzen und eine CD mit der Bayernhymne. Und noch etwas fand seinen Weg in die Wand: eine Modell- eisenbahn - als Hommage an die kleine Sensation von 1998