Bayern

Die Deutsche Bahn verlegt drei Bäche im Münchner Osten

Für den Brenner-Nordzulauf muss nicht nur an den Schienen gearbeitet werden. Der Hachinger Bach, Hüllgraben und Truderinger Hüllgraben bekommen ein neues Bachbett. Die Bahn erhofft sich von diesem Bauprojekt nicht nur schnellere Züge, sondern sogar besser


Ein Stück des Hüllgrabens. Damit die neue Bahntrasse ausgebaut werden kann, müssen auch die Bachläufe verändert werden.

Ein Stück des Hüllgrabens. Damit die neue Bahntrasse ausgebaut werden kann, müssen auch die Bachläufe verändert werden.

Von Gaby Mühlthaler

Trudering - Am Münchner Osten werden in Zukunft große Güterzüge vorbeirauschen. Doch der Brenner-Nordzulauf hat nicht nur Auswirkungen auf die Bewohner im Viertel. Auch ganze Bachläufe müssen verlegt werden. Die Deutsche Bahn hat nun gezeigt, wie.

Durch die Wohngebiete von Trudering, Riem und Daglfing werden in einigen Jahren täglich rund 260 Güterzüge mit 100 Stundenkilometern brausen. So zumindest lauten die zwischen Deutschland, Italien und Österreich abgestimmten Zahlen des künftigen Brenner-Nordzulaufs, dessen Teilstück ABS38 die Bahn hier plant. Grundlage der DB hingegen ist der Bundesverkehrswegeplan 2030, der täglich 117 Züge weniger prognostiziert.

Die Truderinger und Daglfinger Kurve muss ausgebaut werden

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So stellt sich das Projektteam den Hüllgraben vor. Die neue Anlage soll auch Hochwasser vorbeugen.

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So soll der Bachlauf verändert werden.

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So verläuft der Bach derzeit.

Es ist eine Mega-Aufgabe, die Projektleiterin Michelle Dewald und ihr Team für den Schienengüterverkehr bewältigen müssen. Neben dem Neu- oder Ausbau der Truderinger und Daglfinger Kurve wird Riem mit seinem Container-Terminal angeschlossen, zahlreiche Brücken-, Verbindungs-, Unterführungs- und andere Bauwerke sind nötig.

Neu hingegen ist für die Bahnplaner die Umlegung eines bestehenden Gewässerverlaufs. Hachinger Bach, Hüllgraben und Truderinger Hüllgraben werden neu geleitet, denn mit der aktuellen Schienentrassierung sind sie nicht kompatibel.

Zudem dürfen laut Wasserrahmenrichtlinie von 2000 Baumaßnahmen Oberflächen-Gewässer in ihrer Ökologie und Chemie nicht verschlechtern, es gilt das "Verbesserungsgebot".

Die Bäche werden kaum unter der Erde verlaufen. Alles soll natürlich sein

Tiere, Pflanzen und Mikroorganismen müssen mindestens so gute Bedingungen finden, wie vor dem Bau. Zwei weitere wasserrechtliche Verordnungen sind ebenfalls zu beachten.

Im neuen Fünf-Kilometer-Wasserlauf führt das Dewald-Team Hachinger Bach, Hüllgraben und Truderinger Hüllgraben zusammen. Oberstes Ziel: Ökologische Durchgängigkeit und Förderung der eigendynamischen Gewässerentwicklung. Das bedeutet, dass die Bäche kaum per Rohrleitung unter die Erde gelegt werden. Es soll ein naturnahes Bachbett und einen Uferbereich geben.

Künftig wird das Wasser langsamer fließen

Künftig fließt das Wasser nicht mehr von Nord nach Süd, wie bisher, sondern von Südwest nach Nordost. Die Fließgeschwindigkeit wird deshalb abnehmen. "Für bayerische Verhältnisse fließt es relativ langsam", sagt Bereichsleiter Markus von Glasenapp. Eventuelles Hochwasser soll in das Bachbett hineinfließen.

Düker, also Druckleitungen etwa mit Abwasser oder Gasleitungen, die unterhalb eines Flusses verlegt werden, sind erst einmal nicht vorgesehen. Gerade in Trudering mit seinem hohen Grundwasserstand sind diese oft verbaut worden. Allerdings muss das Ganze noch durchs Planfeststellungsverfahren.

Fertig wird alles frühestens 2035

Von der Sankt-Veit-Straße bis Aschheim hat Dewalds Team den Bachlauf skizziert, das künftige Siedlungsgebiet an der Heltauer Straße eingeschlossen. Die Kosten werden im "zwei-, bis drei-stelligen Millionenbereich" liegen. 2024 will Dewald die Pläne einreichen.

Wann wird gebaut, wann ist alles fertig? Da helfe nur ein Blick in die Glaskugel - vielleicht in den 2035er-Jahren, meint die Bahnplanerin. "Ich kenne kein anderes innerstädtischen Großprojekt mit Gewässer-Umlegung", so Dewald.