Bayern

Der Nockherberg im Kleinen: In Trudering wird die Landespolitik derbleckt

Mit Singspiel und Festrede wird in Trudering Politikern eingeschenkt.


Von Gaby Mühlthaler

Der kleine Bruder des Nockerbergs ist das Truderinger Ventil eigentlich nicht: Heuer waren Singspiel und Fastenpredigt bissig, böse, witzig, gut durchdacht und bestens inszeniert. Autor, Regisseur und Hauptdarsteller Winfried Frey nahm Mandatsträger des Münchner Ostens aufs Korn und ließ sich als Urtruderinger "Truchharo" von Maybrett Üllner (Petra Auer) zum Wandel Truderings interviewen.

Auftakt war eine Tanzshow der Kleeblattgirls vom Moonwalk bis zum Cancan - der gefiel dem recht betagten Publikum am besten.

Klarer Star des Abends in seinem Stimmkreis: Markus Blume (CSU), Minister für Wissenschaft und Kunst. Im Singspiel, das vor der "Fastenpredigt" stattfand, trafen Wolfgang Stefinger (CSU) und Claudia Tausend (SPD) - beide aus dem Bundestag - mit Landtags-Vizepräsident Markus Rinderspacher (SPD) und Sanne Kurz (Grüne, MdL) zusammen. Gewandet in Bundeswehr-Tarnkleidung und Helme mit flackernden Teelichtern. "Wo bin ich?" tönte es aus dem Stockdunkel. Stefinger und Tausend, beide fehlten in Natura, riefen "Markus" in die Nacht. Der verriet zur Melodie von "House of New Orleans", sein Karriereziel: "Ministerpräsident". Sanne Kurz, mit dickem Rucksack, verteilte Dosen und Klopapier: "Ich habe vorgesorgt!"

Truchharo, wiederhergestellt im Brainlab-Labor Riem, schimpfte über die "Stein- und Höhlenhaufen", die nichts mehr mit "uns Bajuwaren zu tun haben" und den "Sippenführer aus Knoblauchland" (Cumali Naz). Der "I woaß von nichts Olaf" stecke bis zum Hals in CumEx, Alternative gebe es keine. Zu Markus Blume hatte Truchharo viel zu sagen. Mitleid zeigte er mit Verena Dietl, die dritte Bürgermeisterin war für OB Reiter gekommen - kaum jemand kenne sie. Nach heftigen Attacken aufs neue Ortszentrum dankte Frey dem Bezirksausschuss, der das Ventil mit knapp 30 000 Euro "vorfinanziert" hat.