Bayern

Der große AZ-Döner-Report

Münchens Kebabhäuser ächzen unter gestiegenen Kosten- und geben sie an die Kunden weiter. Die Preise sind teilweise explodiert. Ein AZ-Streifzug durch die Viertel.


Von 6 auf 7 Euro ist hier der Dönerpreis gestiegen: Hasan Güvendiren im Altin Dilim an der Goethestraße im Bahnhofsviertel.

Von 6 auf 7 Euro ist hier der Dönerpreis gestiegen: Hasan Güvendiren im Altin Dilim an der Goethestraße im Bahnhofsviertel.

Von Jakob Mainz

Manchmal müssen sich Münchens junge Döner-Freunde mit einem kleinen Trick behelfen. Zum Beispiel Paris. Der 16-Jährige geht regelmäßig an der Ganghoferstraße einen Kebab holen. Wenn, ja wenn es sich der Schüler leisten kann. Manchmal aber kann er es nicht. Und dann? "Halte ich die Luft an, wenn ich hier vorbeilaufe, damit ich nicht vom leckeren Duft in Versuchung gerate."

Westend

Dabei ist sein Stammladen, der Chicco's auf der Schwanthalerhöhe, einer der ganz wenigen Münchner Döner-Läden, in denen der Preis im letzten Jahr stabil geblieben ist. Zum Glück, findet Mischa, ein Freund von Paris. Der Dönerpreis sei ein wichtiges Thema unter den Freunden, betont er. Wird er erhöht, trifft das gerade Schüler hart, die sehr oft in die Buden kommen - und oft aufs Geld schauen müssen. Chicco, der Inhaber, hat das so gelöst: Der Standard-Dönerpreis wurde von 5,50 Euro auf 6 Euro erhöht. Der Schüler-Preis aber ist stabil. Sie zahlen weiter nur fünf Euro.

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Mittags bilden sich nach wie vor Schlangen vor Alis Gemüsedöner am Rotkreuzplatz

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Veganer Döner, stabile Preise - und das in Haidhausen: Isik Wieczocek setzt drauf, die Portionen zu verkleinern, um ihre Kosten abzufangen.

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Wenn er kein Taschengeld mehr für Döner hat, hält er besser die Luft an, um nicht in Versuchung zu geraten: Schüler Paris mit einem Kebab beim Fotototermin mit der AZ vor seinem Lieblingsladen, dem Chicco´s auf der Schwanthalerhöhe.

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Mitarbeiter Kahlil Soleymani im angesagten Türkitch in Untergiesing mit einem Kunden.

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Best Döner im Westend, hinterm Tresen (v.l.) die Mitarbeiter Deniz, Ibrahim, Dizgün und Okan.

Ein paar Straßen weiter, beim Best-Döner an der Trappentreustraße, wurde der Preis ebenfalls eher moderat erhöht. Von 6,50 Euro auf 7 Euro ist er gestiegen. Okan, einer der Mitarbeiter, sagt: "Die Leute kommen trotzdem, die müssen ja was essen." Insgesamt hätten die Kunden Verständnis. Mehl zum Beispiel sei zuletzt deutlich teurer geworden.

Glockenbachviertel

Der Alpenimbiss am Sendlinger Tor ist vielleicht nicht ganz so bekannt wie der Bergwolf. Eine Legende unter Münchner Nachtschwärmern, die noch der schnelle Hunger packt, aber ist der 365-Nächte-im-Jahr-offene-Laden aber allemal. Fatih, der Chef, sagt der AZ, etwa die Hälfte der Kunden habe Verständnis. Die andere Hälfte aber nicht. Um 20 Prozent hat man hier im letzten Jahr angezogen: Der Döner kostet nun 6 Euro statt 5 Euro.

Untergiesing

Besonders heftig fiel die Preiserhöhung bei Türkitch aus - den langen Schlangen vor dem weitbekannten Laden tut das aber keinen Abbruch. "Kein Problem, viel Stammkundschaft", sagt Mitarbeiter Kahlil Soleymani. Um mehr als ein Drittel ist der Dönerpreis hier gestiegen - vor einem Jahr lag er noch bei 5,50 Euro, nun muss man stolze 7,50 Euro berappen. Den Türkitch-Fans ist es das aber offenbar wert.

Haidhausen

Bei Erbils veganem Döner in der Breisacher Straße hat man eine andere Strategie gewählt, um den gestiegenen Kosten zu begegnen. Der Preis für den Seitandöner ist mit 5,90 Euro stabil geblieben - aber Mitarbeiterin Isik Wieczocek sagt, man habe die Portionen verkleinert. Manche Kunden aber fragten nach, warum der Preis nicht wie bei vielen anderen gestiegen sei. Und noch etwas fällt ihr auf: Die Leute müssen offenbar mehr aufs Geld schauen, überlegen länger vor der Speisekarte, was sie denn nun nehmen wollen.

Schwabing

Die Zeiten haben sich geändert. Auch an der Münchner Freiheit. Im "Zum neuen Hut" erinnert sich Mitarbeiter Singh Lala: "2007, da hieß es noch: Döner 2,50 Euro, mit Cola 2,60 Euro, mit Bier 2,90 Euro." Vorbei. Vor einem Jahr hat der Döner ohne Getränk hier schon 5,50 Euro gekostet, nun sind es 6,50 Euro. 20 Prozent plus - auch in Schwabing liegt die Döner-Inflation weit über der allgemeinen Teuerungsrate. Lala sagt, man merke schon, dass weniger Leute kommen - und verweist neben den gestiegenen Lebensmittelpreisen noch auf einen weiteren Aspekt. "Ein Dönerspieß wird immer mit Gas betrieben - klar, dass auch das viel teurer geworden ist."

Bahnhofsviertel

Wenn es sowas wie ein Münchner Döner-Epizentrum gibt, dann liegt es in den Straßen südlich des Hauptbahnhofs. Immer noch gibt es hier etliche Kebabhäuser. Zum Beispiel das Altin Dilim in der Goethestraße 17. Von 6 auf 7 Euro hat sich der Dönerpreis hier im vergangenen Jahr erhöht. Und das Geschäft ist viel mühsamer geworden, wie Personalchef Hasan Güvendiren der AZ erklärt. "Die goldene Zeit ist vorbei", stellt er fest. "Die Kundschaft ist weniger geworden." Er mache sich Sorgen. Auch er verweist auf den Mehlpreis. Ein Sack habe vor einem Jahr noch 11,50 Euro gekostet, nun liege der Preis bei 19,50 Euro.

"Döner ist Essengehen für arme Leute"

Unter Druck stehen sie alle, die Münchner Döner-Läden. Das hat der Rundgang der AZ gezeigt. Sie reagieren unterschiedlich - und versuchen, die treue Stammkundschaft nicht zu vergrätzen. Denn klar ist auch, irgendwann könnte eine Schmerzgrenze erreicht sein. Auch das ist Thema unter den jugendlichen Freunden an der Ganghoferstraße. "7 Euro ist die Schmerzgrenze", sagt Schüler Mischa bestimmt. "Döner ist Essengehen für arme Leute", so drückt es sein Freund Paris aus. Für ihn ist Döner gar eine Art Währung. "Ich rechne alles in Döner um." Und dabei dürfte ihm zuletzt oft etwas schwindelig geworden sein, in Anbetracht der Döner-Inflation in der Stadt.

Schwere Zeiten für Münchens Döner-Freunde also. Mancher aber hilft sich auch ganz pragmatisch. Wie Julian, ein 14-jähriger Schüler, den die AZ vor Alis Gemüsedöner am Rotkreuzplatz trifft. Döner-Preisschock? Ihm egal. Julian isst hier einfach immer Pommes. Und die sind stabil bei 3,50 Euro.