Bayern

Das passiert 2023 in München: Fußgänger bekommen mehr Platz

Das Tal, die Weißenburger Straße und weitere Straßen sollen zu Fußgängerzonen werden. Doch der SPD geht die Umsetzungzu langsam.


Die Weißenburger Straße wird Fußgängerzone - da kann man auch mal einen auf Beatles machen: die Stadträte (v.l.) Andreas Schuster (SPD), Gudrun Lux (Grüne), Anne Hübner (SPD) und Mona Fuchs (Grüne) bei einem Termin mit der AZ im Herbst. Damals verkündete das Bündnis, dass die Autos hier schon 2024 weichen sollen.

Die Weißenburger Straße wird Fußgängerzone - da kann man auch mal einen auf Beatles machen: die Stadträte (v.l.) Andreas Schuster (SPD), Gudrun Lux (Grüne), Anne Hübner (SPD) und Mona Fuchs (Grüne) bei einem Termin mit der AZ im Herbst. Damals verkündete das Bündnis, dass die Autos hier schon 2024 weichen sollen.

Von Christina Hertel

Bis in die 60er Jahre hinein mussten sich die Münchner bei ihrem Einkaufsbummel in der Kaufinger- und Neuhauser Straße täglich an bis zu 75.000 Autos vorbeischlängeln. Sogar die Straßenbahn fuhr damals noch durch die Einkaufsmeile. Zu den Olympischen Spielen wurde schließlich die Münchner Fußgängerzone Ende Juni 1972 eröffnet. Es war das erste zentrale und autofreie Einkaufsareal in ganz Deutschland.

Grüne und SPD arbeiten daran, immer mehr Straßen für Autos zu sperren. Zum Beispiel soll das Tal zur Fußgängerzone werden. "Wir werden den Grünen Teppich ausrollen", kündigte Florian Roth von den Grünen an. Seine Vision: Bäume und Beete, Brunnen, Wasserrinnen, Spielplätze, Sitzgelegenheiten im Schatten.

Ein Pilotprojekt zu einer Fußgängerzone Tal sollte schon Ende des Jahres 2022 starten. Bauliche Veränderungen sollten möglichst 2023 folgen. Auch die Westenriederstraße soll ab diesem Jahr autofrei sein. So beantragten es Grüne und SPD gemeinsam. Doch ob daraus etwas wird? Einen konkreten Zeitplan kann das Mobilitätsreferat für beide Straßen nicht nennen. "Wir arbeiten mit Hochdruck daran, den Stadtratsauftrag so schnell wie möglich umzusetzen", heißt es aus der Pressestelle.

Der Verkehrsexperte der SPD, Nikolaus Gradl, ist deshalb tief enttäuscht: "Wir haben gehofft, dass mit dem neuen Mobilitätsreferat die Lösung der Verkehrsprobleme dieser Stadt beschleunigt wird. Das Gegenteil ist der Fall: Der grüne Referent steht im Stau der stadtinternen Abstimmungen."

Er kündigt an, darauf zu drängen, dass diese Projekte 2023 auf jeden Fall angegangen werden. Er vermutet, dass das Mobilitätsreferat "leider" die falschen Prioritäten setzt. Denn bei der Jahresvorschau der wichtigsten Verkehrsprojekte, die die AZ beim Mobilitätsreferat anfragte, kam die neue Fußgängerzone im Tal gar nicht vor - und auch kein Konzept für eine autofreie Altstadt.

"Dieses Konzept brauchen wir endlich im neuen Jahr", fordert Gradl. Denn klar ist: Nicht nur im Zentrum sollen Fußgänger deutlich mehr Platz bekommen, sondern auch in anderen Vierteln sollen Autos ausgesperrt werden. Die Weißenburger Straße in Haidhausen soll laut Gradl möglichst schnell zur Fußgängerzone werden. Erste Provisorien sollen in diesem Jahr starten.

Grünen-Fraktionschefin Mona Fuchs kündigte im AZ-Interview an, dass nicht nur das "gut betuchte Haidhausen" durch Fußgängerzonen an Aufenthaltsqualität gewinnen soll, sondern auch andere Viertel. Für Nymphenburg, das Westend, Giesing und die Untere Au gibt es laut dem SPDler Gradl schon konkrete Gespräche. "Auch andere Bezirksausschüsse können sich jederzeit mit Vorschlägen melden."

Diese Pläne gibt es für die Brienner Straße

Eigentlich gehört der Odeonsplatz zu den schönsten Orten der Stadt. Allerdings herrscht in der Straße davor ein Chaos aus Autofahrern, Taxlern, Radlern und Fußgängern, die sich oft gegenseitig in die Quere kommen. Der Grünen-Verkehrsexperte Paul Bickelbacher hat Hoffnung, dass es bald besser wird. Denn es sollen weniger Autos in die Brienner Straße hineinfahren dürfen. Eine Idee ist, die Straße zu einer Einbahnstraße zu erklären, schildert Bickelbacher. Ganz aussperren lassen sich die Autos dort aber nicht. Das Parkhaus am Amiraplatz muss erreichbar bleiben, so Bickelbacher. Bis zum Sommer 2023 soll der Stadtrat jedenfalls über ein Verkehrskonzept zur Brienner Straße, dem Odeonsplatz und der Ludwigstraße abstimmen, kündigt das Mobilitätsreferat an. Auf der Grundlage soll es einen gestalterischen Wettbewerb geben. Bickelbachers Wunsch ist, den Odeonsplatz (zumindest vor dem Innenministerium) zu begrünen - zum Beispiel mit dünnen Pappeln wie vor dem Siegestor.