Inzidenzwert steigt auf über 200
Corona-Ausbruch in Weidener Seniorenheim
14. Dezember 2020, 13:00 Uhr aktualisiert am 4. April 2023, 6:32 Uhr
So schnell kann's gehen. Lag die 7-Tage-Inzidenz am Freitag in Weiden und im Kreis Neustadt noch weit unter der 200er-Marke, ändert sich das über das Wochenende drastisch. Damit im Zusammenhang steht auch ein Ausbruch in einem Seniorenheim.
Die Zahlen, die das Robert-Koch-Institut und das Bayerische Landesamt für Gesundheit am Sonntag, 13. Dezember, für die Stadt Weiden und den Landkreis Neustadt/WN melden, sind alarmierend hoch. Über das Wochenende verzeichnet die Statistik demnach für Weiden 56 Neuinfektionen mit dem Coronavirus (bislang insgesamt 1.107 Fälle), im Landkreis liegt die Zahl sogar bei 89 (bisher insgesamt 2.207 Fälle). Die 7-Tage-Inzidenzen kletterten dort am Sonntag daher über die kritische 200er-Marke: Weiden 224,6, Landkreis 214,9.
Dass der Wert in Weiden von Freitag (135,69) auf Sonntag so sprunghaft nach oben stieg, hängt laut Claudia Prößl, Sprecherin des Gesundheitsamtes des Landkreises Neustadt und der Stadt Weiden, auch mit einem Corona-Ausbruch in einem Weidener Seniorenheim zusammen. Dass es einen Ausbruch im BRK-Senioren-Wohn- und Pflegeheim in Weiden gab, bestätigt Sandro Galitzdörfer, Kreisgeschäftsführer des zuständigen BRK-Kreisverbandes Weiden und Neustadt, am Sonntag auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien.
Quarantänestation eingerichtet
"Einige Mitarbeiter und Senioren sind betroffen", berichtet Galitzdörfer. Der erste Corona-Infizierte sei allerdings schon am vergangenen Montag dort festgestellt worden. Dieser sei zufällig beim routinemäßigen Testen entdeckt worden, denn der Betroffene hätte keine Symptome gezeigt. Das Seniorenheim hat daraufhin schnell reagiert und Reihentests für die 90 Bewohner und 80 Mitarbeiter veranlasst. Bei den Schnelltests seien dann weitere Bewohner positiv auf das Coronavirus getestet, und bei nachfolgenden PCR-Tests auch noch infizierte Mitarbeiter entdeckt worden, schildert der Geschäftsführer. Mitte der Woche, kurz nachdem alle Ergebnisse vorlagen, sei das Seniorenheim sofort für den Durchgangsverkehr geschlossen worden. "Wir haben eine Quarantänestation eingerichtet. Alle Bewohner, die positiv sind, sind auf eine Ebene gebracht worden. Die Mitarbeiter arbeiten dort im Vollschutz", zählt er Maßnahmen auf. Die Bewohner dürften ihre Zimmer nicht mehr verlassen, auch nicht mehr für die Mahlzeiten. Alles, was nicht überlebensnotwendig sei, werde zurückgefahren.
"Bis jetzt haben die Angehörigen sehr ruhig reagiert", ist Galitzdörfer froh. Ihm sei bewusst, dass die Quarantäne besonders in der Advents- und Weihnachtszeit schwer sei. Ob die Senioren mit ihren Angehörigen Weihnachten feiern dürfen, hänge davon ab, wie sich die Lage entwickle. Das Seniorenheim stimme sich aber eng mit dem Gesundheitsamt ab. Erst einmal ist Galitzdörfer aber froh und dankbar, dass es den Betroffenen einigermaßen gut gehe. "Ich möchte nichts verschreien, zurzeit sind sie aber in einem relativ guten Zustand und haben wenig Symptome", sagt er am Sonntag. Auch einige Mitarbeiter seien symptomlos, trotzdem fallen sie derzeit natürlich im Dienstplan aus. "Wir versuchen jetzt, den Dienstplan zu strukturieren, dass wir Personal aufstocken können. Aber bislang geht es noch mit unserem eigenen Personal."
Verdachtsfall auch in einem anderen Heim
Dass sein Seniorenheim derzeit nicht das einzige mit Corona-Infizierten in Weiden sein könnte, schließt Galitzdörfer aufgrund der hohen Infektionszahlen nicht aus. Claudia Prößl vom Gesundheitsamt und Oberbürgermeister Jens Meyer können das zwar nicht bestätigen, Meyer schließt es aber ebenfalls nicht aus. Eine Umfrage am Sonntag unter den Heimen in Weiden bringt etwas mehr Klarheit: Nach eigenen Aussagen haben weder das AWO-Seniorenheim Hans Bauer noch das Kursana-Domizil Weiden oder das AWO-Seniorenheim Franz Zebisch in Weiden aktuell einen bestätigten Corona-Ausbruch in den eigenen vier Wänden. Das Elenore-Sindersberger-Heim und das Alten- und Pflegeheim St. Konrad waren am Sonntag für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Im AWO-Seniorenheim Franz Zebisch gebe es allerdings einen Verdachtsfall, der beobachtet werde, sagt Heimleitung Silvia Zeitler. Zwei weitere Bewohner, die im Krankenhaus seien, seien ebenfalls infiziert. Immer wieder gebe es mal Verdachtsfälle, berichtet Zeitler weiter. "Es ist eine Katastrophe." Ein großes Problem sieht sie auch in den kommenden Wochen auf alle Heime zu rollen: Angehörige würden die Heimbewohner gerne zu Weihnachten ein paar Stunden zu sich nach Hause holen, um mit ihnen ein bisschen zu feiern. "Da haben wir große Bauchschmerzen. Wir möchten nicht, dass Bewohner isoliert werden, aber es ist ein großes Risiko, wenn Leute heim gehen. Die Angst vor einem Ausbruch ist groß."