Altötting
Chemikalie im Trinkwasser: Brunnen abgeschaltet
27. Februar 2023, 17:21 Uhr aktualisiert am 1. März 2023, 5:22 Uhr
Nach dem Fund einer Chemikalie im Trinkwasser sind in der Stadt Neuötting zwei Brunnen abgeschaltet worden. Neuötting und Altötting würden nun aus anderen Brunnen versorgt, sagte der Betriebsleiter der Wasserversorgung für den Raum Altötting, Alois Wieser, am Montag auf Anfrage. Der Bayerische Rundfunk hatte zuerst über die Abschaltung berichtet.
Für den Stoff HFPO-DA war ein Leitwert leicht überschritten worden. Das Gesundheitsamt Altötting hatte die Trinkwasserversorger zu Maßnahmen aufgefordert, um den Gehalt des Stoffes im Trinkwasser unter den Leitwert zu senken. Die Gegend kämpfte bereits vor Jahren mit der Chemikalie PFOA im Trinkwasser, die im nahen Chemiepark Gendorf in Burgkirchen an der Alz verwendet worden war.
Das Wasser komme nun aus 200 Metern Tiefe und sei unbelastet, sagte Wieser. Die abgeschalteten Brunnen gewinnen das Wasser aus etwa 60 Metern Tiefe. Nun soll die Aktivkohle in den vor Jahren eingesetzten Filtern erneuert werden. Verwendet werde eine besonders hochwertige Aktivkohle. "Wir gehen davon aus, dass Ende März die beiden anderen Brunnen wieder ans Netz angeschlossen werden können", sagte Wieser.
In Trinkwasserproben im Landkreis Altötting war der Leitwert für HFPO-DA von 0,011 Mikrogramm pro Liter im Dezember 2022 leicht überschritten worden, wie das Landratsamt Altötting und das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) vor eineinhalb Wochen mitteilten. Eine gesundheitliche Gefährdung könne aufgrund der geringfügigen Überschreitung derzeit ausgeschlossen werden.
Der auch als GenX bezeichnete Stoff gehört zu den per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS). Die Toxizität werde etwas geringer bewertet als etwa bei der möglicherweise krebserregenden Chemikalie Perfluoroctansäure (PFOA), hieß es. Von der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) wurde HFPO-DA laut LGL allerdings als "besonders Besorgnis erregender Stoff" eingestuft.
Vor einigen Jahren hatte eine Belastung des Trinkwassers mit PFOA für Aufregung gesorgt. PFOA baut sich laut Umweltbundesamt nicht ab und ist in der ganzen Welt verbreitet. Für den Menschen sei die Chemikalie giftig. Blutproben von Anwohnern zeigen inzwischen, dass die Belastung mit dem Stoff abgenommen hat.