Ostbayern
Bilanz der Gewitternacht - schon die nächsten Unwetter?
12. Juni 2018, 0:30 Uhr aktualisiert am 3. April 2023, 6:03 Uhr
Nach den schweren Verwüstungen in Furth im Wald (Landkreis Cham) waren die Einsatzkräfte in Ostbayern auf das Schlimmste gefasst, als der Deutsche Wetterdienst für den späten Montagabend eine zweite Starkregenfront ankündigte. Tatsächlich stieg ab etwa 20.30 Uhr das Einsatzaufkommen bei den Integrierten Leitstellen. Den Prognosen nach könnten am Dienstag weitere Unwetter auf Bayern zukommen.
Welch verheerende Schäden eine sommerliche Gewitterfront anrichten kann, hatte sich zuvor in Furth in Wald im Landkreis Cham gezeigt. Dort hatten Tischtennisball-große Hagelkörner Autos, Fensterscheiben und sogar Hausfassaden demoliert. So wurden etwa sieben Polizeiautos und zwölf Privat-Pkw beschädigt, außerdem auch das Dienstgebäude der Polizei. In Furth im Wald ist das Ausmaß der Schäden derzeit noch nicht bekannt, eine Einsatzsgruppe aus Stadt, Polizei und Feuerwehr koordinierte am Montag gemeinsam die Einsätze. Die Gewitterfront war in der Zeit zwischen 14.40 Uhr und 18 Uhr über die nördliche Oberpfalz gezogen. - Mehr dazu lesen Sie hier: Hagelsturm verursacht massive Schäden.
Im Landkreis Cham musste außerdem der Chambtunnel auf der B20 kurzzeitig gesperrt werden, weil ein Lkw wegen Hagelschäden liegengeblieben war. Auch die Bahn war teilweise beeinträchtigt. Durch umgestürzte Bäume gab es etwa Störungen auf der Länderbahnlinie Zwiesel/Grafenau am Dienstagmorgen. Erst seit 10 Uhr ist hier wieder ein Regelbetrieb möglich.
Am Montagabend und in der Nacht auf Dienstag kam es laut Auskunft des Polizeipräsidiums Oberpfalz zu rund 40 weiteren witterungsbedingten Einsätzen. Eine neuerliche Starkregenfront mit Sturm, aber diesmal ohne Hagel, zog schwerpunktmäßig über die Landkreise Regensburg, Amberg-Sulzbach und Neumarkt /Oberpfalz.
Auf der Osttangente in Regensburg ist ein Auto in einen Baum gekracht, hier war Aquaplaning möglicherweise ursächlich. Umgestürzte Bäume, überschwemmte Straßen, vereinzelt vollgelaufene Keller und aufgeschwemmte Gullideckel wurden gemeldet, so dass die Feuerwehr eine Vielzahl von Einsätzen abzuarbeiten hatte. So mussten beispielsweise mehrere Einsatzkräfte auf die Bundesstraße B15 bei Obertraubling ausrücken. Mehrere Bäume waren auf die Straße gefallen und versperrten die Fahrbahn. Die Feuerwehreinsatzkräfte mussten mit Motorsägen die Bäume und größere Äste zersägen. Die Bundesstraße war während der Aufräumarbeiten gesperrt. In Niedertraubling waren die beiden Unterführungen kurzzeitig überflutet. Nachdem das Wasser wieder abgelaufen war, mussten die Einsatzkräfte der Feuerwehr Obertraubling die Fahrbahn reinigen.
In Regensburg fiel Augenzeugenberichten zufolge in einigen Haushalten kurzzeitig der Strom aus. Auch Verkehrsampeln waren zeitweise ohne Strom. Im Landkreis Amberg -Sulzbach, Bereich Ursensollen schlug ein Blitz in ein Trafohäuschen ein.
Eine ähnliche Einsatzlage meldete die Einsatzzentrale des Polizeipräsidiums Niederbayern auf Anfrage von idowa: Vor allem auf kleineren Kreis- und Nebenstraßen hatten umgestürzte Bäume den Weg versperrt. Die Feuerwehr musste sie beiseite schaffen. Zudem mussten auch in Niederbayern vollgelaufene Keller leergepumpt werden. Insgesamt mussten acht Einsätze verzeichnet werden.
Während der genaue Schaden durch die Unwetterfront in der Region zunächst noch unklar war, gab es von den Integrierten Leitstellen und Einsatzzentralen bereits eine gute Nachricht: Soweit bisher bekannt wurde bei der neuerlichen Unwetterfront niemand verletzt.
Neben Ostbayern waren auch andere Regionen betroffen. In Oberfranken hatten Polizei und Feuerwehr allerhand zu tun. Die Leitstellen Bamberg/Forchheim und Bayreuth/Kulmbach zählten rund 200 Einsätze wegen vollgelaufener Keller, überfluteter Straßen oder umgestürzter Bäume. Die Polizei musste in dem Regierungsbezirk mindestens 30 Mal ausrücken. Die Bahnstrecke zwischen Pegnitz und Speichersdorf (beide Landkreis Bayreuth) wurde von Starkregen unter- und überspült. Der Zugverkehr wurde vorübergehend eingestellt. Nach ersten Angaben der Einsatzkräfte wurde auch in Oberfranken niemand verletzt.
Heftiger Regen mit Dutzenden Litern pro Quadratmeter hat in Karlstein am Main nördlich von Aschaffenburg für einen Großeinsatz der Feuerwehr gesorgt. Mehrere Straßen standen am Montagnachmittag rund 15 Zentimeter hoch unter Wasser, in Tiefgaragen und Kellern stand es teils einen halben Meter hoch, wie die Kreisbrandinspektion Aschaffenburg berichtete. Insgesamt waren beim Abpumpen zwölf Fahrzeuge mit mehr als 60 Feuerwehrleuten im Einsatz.
Mit dem Abzug der Gewitterfronten in der Nacht zum Dienstag soll Abkühlung kommen. Es werden in den kommenden Tagen Temperaturen um die 20 Grad Celsius erwartet. Ob damit auch die Gewitter erst mal vorbei sind, ist fraglich. Der Deutsche Wetterdienst hat für Teile Ostbayerns wiederum eine Warnung vor schwerem Gewitter herausgegeben. Die Warnung gilt von Dienstagmittag bis Mittwochfrüh und betrifft unter anderem die Landkreise Straubing-Bogen, Landshut, Cham, Deggendorf und Dingolfing-Landau.