Nach Zugunglück bei Garmisch
Bergungsarbeiten gehen weiter – Tote geborgen
4. Juni 2022, 8:12 Uhr aktualisiert am 4. April 2023, 12:33 Uhr
Nach dem schweren Zugunglück in Garmisch-Partenkirchen sind nach Polizeiangaben drei Tote inzwischen geborgen worden. Ein weiteres Opfer war am Freitag auf dem Weg ins Krankenhaus gestorben.
Unter den vier bestätigten Toten befanden sich den Angaben zufolge keine Kinder. Ein Polizeisprecher in Rosenheim hatte am Morgen noch gesagt, die bestätigten Toten befänden sich weiterhin unter einem der umgestürzten Waggons - seine Kollegen an der Unfallstelle korrigierten diese Angaben später. Allerdings sei nicht ausgeschlossen, dass unter dem Waggon noch weitere Opfer gefunden werden könnten. Die Polizei ging am Samstag noch von einer einstelligen Vermisstenzahl aus.
Söder besucht Unfallstelle
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) zeigte sich bei seinem Besuch an der Unfallstelle am Samstagvormittag zutiefst erschüttert. "Es ist ein unfassbares Ereignis", sagte er. "Wir hoffen sehr, dass es keine weiteren Todesfälle gibt." Ein solches Unglück sei immer ein Schock und ein "Stich ins Herz". Für die Verletzten erhoffe er rasche Genesung. Die Einsatzkräfte - darunter auch viele Ehrenamtliche - hätten Großartiges geleitet. Ihnen gebühre großer Dank. "Jetzt muss ermittelt werden, was die Ursache ist. Da sind die zuständigen Behörden dran."
Es sei zudem ein Zug gewesen, der für viele Schüler da war. "Man muss sich das jetzt so vorstellen: Es ist kurz vor den Ferien, im Zug ausgelassene Stimmung, in einer der schönsten Regionen, die Bayern ja hat - und dann passiert sowas und verändert möglicherweise ein Leben komplett."
Unfallursache weiterhin unklar
Am Samstag gingen die Ermittlungen und Bergungsarbeiten an der Unfallstelle weiter. Dort waren am Freitagmittag mehrere Waggons der Regionalbahn auf dem Weg nach München im Ortsteil Burgrain entgleist. Mehrere Doppelstock-Wagen des Zugs kippten um, rutschen eine Böschung hinab und bleiben direkt neben einer Bundesstraße liegen. Die Ursache des Unglücks war auch am Tag danach noch unklar. Von den etwa 140 Menschen im Zug starben mindestens vier. Zudem gab es etwa 30 Verletzte, darunter mehrere Kinder. Einige Opfer erlitten schwerste Verletzungen und mussten notoperiert werden. Es war eines der schwersten Bahnunglücke der vergangenen Jahre in Deutschland.
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) schloss am Freitagabend nicht aus, dass unter den umgestürzten Waggons noch weitere Opfer entdeckt werden könnten. Drei Tote waren unter dem Zug gefunden worden, ein vierter Mensch starb auf dem Weg ins Krankenhaus. Herrmann machte sich am Freitagnachmittag vor Ort in Oberbayern ein Bild der Lage und sagte dem Bayerischen Rundfunk am Abend, dass noch mehrere Menschen als vermisst gelten. Es könne sich aber auch um die Schwerverletzten in den Kliniken handeln, dies müsse die Polizei noch ermitteln.
"Langwierige Ermittlungen"
Neben der Bergung der Opfer und Versorgung der Verletzten stehen nun die Untersuchungen zur Unglücksursache im Mittelpunkt. Man stelle sich auf "langwierige Ermittlungen" ein, sagte ein Polizeisprecher. Laut Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) waren am Unglück weder ein zweiter Zug noch ein anderes Fahrzeug beteiligt. Im Bayerischen Rundfunk (Bayern 2, radioWelt) ergänzte Bernreiter, man müsse "davon ausgehen, dass irgendeine technische Ursache entweder am Fahrzeug oder am Gleis die Ursache" sei. Die Strecke war nach Angaben eines Bahnsprechers mit elektronischen Stellwerken und moderner Sicherungstechnik ausgerüstet.
Das Landratsamt in Garmisch-Partenkirchen kündigte an, dass bis zum Ende der Bergungsarbeiten voraussichtlich Mitte nächster Woche auch der Autoverkehr in der Region von Behinderungen betroffen sein werde. So soll weiterhin der Verkehr von der Autobahn 95 großräumig umgeleitet werden, die Fernstraße bleibt in Richtung Süden gesperrt.
Münchens Kardinal Reinhard Marx sagte am Freitagabend, er sei "schockiert und traurig, dass bei diesem schlimmen Unfall Menschen aus der Mitte des Lebens gerissen, getötet oder teilweise schwer verletzt wurden". Der Verlust, den die Angehörigen der Verstorbenen zu erleiden hätten, sei "schwer erträglich und mit Worten nicht begreifbar zu machen".