Katastrophenschutz
Bayern testet Sirenen: Zu wenig Geld für Wiederaufbau
12. Mai 2022, 13:10 Uhr aktualisiert am 4. April 2023, 13:01 Uhr
Eigentlich galten die Sirenen auf den Dächern von Schulen und Feuerwehrhäusern als längst veraltet. Doch Tests ergaben: Als Weckruf für die Bevölkerung sind sie vor allem nachts besser als moderne Apps. In Bayern soll es bald wieder mehr davon geben.
Erstmals nach einer ernüchternden Proben-Panne im Herbst 2020 hat Bayern am Donnerstag sein Katastrophenschutz-Warnsystem getestet. Landesweit heulten um 11.00 Uhr die Sirenen, auf den Warn-Apps Katwarn und Nina erschienen entsprechende Hinweise. Innenminister Joachim Herrmann (CSU) forderte bei einem Besuch der Feuerwehr Nürnberg die Kommunen dazu auf, wieder mehr Sirenen anzuschaffen. Der Probealarm war ursprünglich bereits für März vorgesehen, wurde aber wegen des damals gerade begonnenen Ukraine-Krieges verschoben.
Trotz inzwischen moderner elektronischer Möglichkeiten gebe es gerade bei nächtlichen Alarmen kein wirksameres Mittel, sagte Herrmann. "Wenn nachts um 2.00 Uhr etwas entsteht, dann nimmt das keiner wahr, dass die Warn-App auf seinem Handy entsprechend loslegt", sagte Herrmann. Es brauche die Möglichkeit, die Menschen auch nachts aus dem Schlaf zu schrecken, sagte der Minister. Er begrüßte in diesem Zusammenhang ein neues System von Push-SMS, die jedermann aufs Handy gespielt bekommt. Dies steckt in Deutschland aber noch in den Kinderschuhen, immerhin sind rechtliche Hürden aus dem Weg geräumt.
In München heulte keine einzige Sirene
Bei der Ausstattung mit Sirenen gleicht Bayern jedoch einem Flickenteppich. Während am Donnerstag in Nürnberg 99 Sirenen losgingen, heulte in München keine einzige. Auch auf dem Land sei die Situation sehr unterschiedlich, räumte Herrmann ein. Insgesamt stünden derzeit nur die Hälfte der eigentlich erforderlichen Sirenen zur Verfügung. Wie erfolgreich der Test verlaufen sein, könne erst in einigen Tagen gesagt werden. Er hoffe, dass im Herbst wieder ein bundesweiter Probealarm stattfinde.
Beim Wiederaufbau des vor Jahren als veraltet betrachteten und nun wieder neu entdeckten Sirenen-Systems fehlt es derzeit auch am Geld. In Bayern seien zwischen 130 und 200 Millionen Euro notwendig, sagte Herrmann. Aus den bisherigen Bundes-Fördermitteln stünden derzeit aber nur 13,4 Millionen Euro für Bayern und 88 Millionen Euro für ganz Deutschland bereit. Die Länder wollen den Bund auffordern, ein entsprechendes Förderprogramm auszuweiten.
Der Bund hatte vor zwei Jahren ein Förderprogramm aufgelegt. Dies sei in Bayern aber bereits überzeichnet. "Wir können keine weiteren Bescheide im Moment erlassen, weil das Geld, das der Bund für Bayern zur Verfügung stellt, schon ausgeschöpft ist", sagte Herrmann. "Wir haben im Moment Hunderte von Anträgen von bayerischen Kommunen, die im Moment nicht bewilligt werden können." Hinzu kämen Lieferkettenprobleme bei den Herstellern, die dazu führten, dass bereits bestellte Technik nicht rechtzeitig geliefert werde.
Vor eineinhalb Jahren waren bei einem gemeinsamen Warn-Tag von Bund und Ländern erhebliche Mängel in der Informationskette deutlich geworden. Einer der Schlüsse war auch, dass die damals nicht reibungslos funktionierenden Apps kein adäquater Ersatz für ein flächendeckendes Sirenensystem sein können. Deshalb wird der Wiederaufbau der schon weitgehend abgeschalteten Warnmelder vorangetrieben.