Landshut
Hans Eller übernimmt das Brauhaus
6. April 2018, 13:07 Uhr aktualisiert am 6. April 2018, 13:07 Uhr
Mit einer durchaus spektakulären Nachricht wartete gestern Alexander Saponjic, Vorstand des Landshuter Brauhauses, anlässlich einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz auf: Hans Eller, Immobilienunternehmer und Präsident des EVL, ist als Hauptaktionär in die Brauerei eingestiegen. Er übernimmt damit die Anteile der Familie Koller. Der Rechtsanwalt und Unternehmenssanierer Saponjic war erst im Januar vom Aufsichtsrat zum Vorstand der in Bedrängnis geratenen Brauerei bestellt worden. Vor etwas mehr als einem Jahr hatte er bereits zusammen mit Eller und weiteren Gesellschaftern den kurz vor dem Aus stehenden EV Landshut wieder in die Spur gebracht.
Ellers Einstieg sei innerhalb von zwei Tagen über die Bühne gegangen, sagte Saponjic. "Gemeinsam planen wir jetzt, wie wir das Brauhaus zukunftsfähig und zukunftssicher machen." Hans Eller sagte, dass er seinen Einstieg an eine wesentliche Bedingung geknüpft habe: "Herr Saponjic sollte selbst einen geringen Prozentanteil an der Brauerei übernehmen." So ist es dann auch geschehen. Außerdem, so Saponjic, bleibe er bis auf Weiteres Vorstand, da der Sanierungsprozess im Unternehmen noch andauern werde. Barbara Koller-Fichtel und Stephan Koller, von denen Eller die Hauptanteile übernommen hat, werden der Brauerei weiterhin unterstützend zur Verfügung stehen.
"Freischütz" soll ab 1. Mai Bräustüberl werden
Völlig neu, soviel war einem sichtlich entspannten Hans Eller anzusehen, war dem neuen Hauptaktionär die Situation nicht: "Wir haben schon viele Firmen übernommen. Und mit unseren vielfältigen Verbindungen wollen wir jetzt auch versuchen, die Brauerei wieder auf Vordermann zu bringen." Entscheidend sei es dabei zunächst, dass alle Arbeitsplätze erhalten bleiben. "Sehr glücklich" über die Entscheidung Ellers zeigte sich Stephan Koller, der die Brauerei von 1989 bis 2016 geleitet hatte. Die Anteile abzugeben, sei Resultat eines langen Abwägungsprozesses innerhalb der Familie gewesen. Letztlich sei man aber zu dem Schluss gekommen, dass es wohl besser sei, "wenn Leute, die nicht auf abgelatschten Branchenpfaden unterwegs sind", ins Brauhaus einsteigen, um wichtige Investitionen zu leisten. "So etwas wäre nachfolgenden Generationen nicht zuzumuten gewesen."
Allerdings hätte es sich die Familie, so Kollers Schwester Barbara Koller-Fichtel, "mit einem Exit Deal auch wesentlich leichter machen können".
Die Familie Koller bleibt im Besitz der Immobilien und elf Gaststätten der Brauerei. Damit, so Saponjic, gebe es auch weiterhin viele Bezugspunkte. Der wichtigste ist wohl der "Freischütz", Landshuts ältestes noch existierendes Wirtshaus in der Neustadt, das ab 1. Mai von der AG in Eigenregie als Brauereigaststätte betrieben werden soll. Das zum Haus gehörende Hotel (bisheriger Name: "Marktschlösschen") soll unabhängig von der Gaststätte als Hotel "Freischütz" verpachtet werden.
"Brauhaus ist eine Herzensangelegenheit"
Bei allen geschäftlichen und ökonomischen Erwägungen habe die neue Konstellation beim Brauhaus vor allem auch eine emotionale Komponente, so Saponjic: "Es ist eine Herzensangelegenheit. So viele Traditionsunternehmen haben wir in Landshut nicht. Daher ist es auch wichtig, nun eine regionale Lösung gefunden zu haben, die nachhaltiger ist, als wenn ein Externer eingestiegen wäre."
In diesem Jahr feiert das Landshuter Brauhaus, neben der Brauerei Wittmann eine von zwei verbliebenen Brauereien in der Stadt, 525-jähriges Jubiläum. Als Investor oder Käufer des Brauhauses waren zuletzt auch diverse Brauereien im Gespräch, unter anderem die Hohenthanner Schlossbrauerei.